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Der Hersteller APSystems wurde im Jahr 2010 gegründet und ist einer der Pioniere im Bereich der Mikrowechselrichter. Mit dem APSystems YC600 präsentierte man frühzeitig einen Wechselrichter, der für Balkonkraftwerke eingesetzt werden konnte. Der Hersteller versucht, mit der aktuellen Produktpalette an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen und bietet mit dem APSystems EZ1-M einen modernen Wechselrichter mit 800W Leistung und WLAN-Schnittstelle zu einem Preis von 149€ an.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei Zendure bedanken, die uns den Wechselrichter für einen Test zur Verfügung gestellt haben. Zendure vertreibt die APSystems Wechselrichter in Kombination mit ihren Speicherlösungen für Balkonkraftwerke. Wie sich der APSystems EZ1-M in unserem Test geschlagen hat, lest ihr im Folgenden.
Lieferumfang des APSystems EZ1-M
Neben dem Wechselrichter befindet sich in dem Karton noch eine 5 Meter lange Anschlussleitung und eine Bedienungsanleitung. Ihr solltet allerdings darauf achten, dass der Wechselrichter oftmals auch ohne Anschlussleitung verkauft wird. Diese muss dann separat für rund 20€ erworben werden. Wir haben euch einen entsprechenden Link bereitgestellt.
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Design und Verarbeitung
Der APSystems EZ1-M präsentiert sich in einem schwarzen Aluminiumgehäuse mit Abmessungen von 263 x 218 x 36,5 Millimeter und einem Gewicht von 2,8 Kilogramm. Somit ist der Wechselrichter im Vergleich zu Konkurrenz von Hoymiles oder Growatt ähnlich kompakt aufgebaut. Dem ein oder anderen Leser wird vermutlich die Ähnlichkeit zum Anker MI80 (zum Test) aufgefallen sein. Diese Ähnlichkeit ist nicht nur Zufall, sondern der Tatsache geschuldet, dass die beiden Wechselrichter baugleich sind. Anker lässt seine Wechselrichter von APSystems fertigen und so unterscheiden sich die beiden Modelle nur durch die Software voneinander.
Der Anschluss an die heimische Steckdose erfolgt mittels Adapterkabel von Betteri BC01 Stecker auf Schuko-Stecker. Der Betteri BC01 bietet eine sichere, wasserdichte Verbindung und bietet zusätzlich einen effektiven Berührungsschutz. Der Wechselrichter ist nach IP67 gegen Staub und Wasser geschützt. Ein dreißig minütiges Wasserbad hat dem EZ1-M nicht geschadet. Er konnte sofort ohne Trocknen wieder in Betrieb genommen werden.
Auf der Unterseite befinden sich die MC4 Stecker/Buchsen. Somit können bis zu zwei Solarmodule angeschlossen werden. Dazwischen thront die WLAN-Antenne, die eine Steuerung per App und das Auslesen der wichtigsten Leistungsdaten ermöglicht. Die Verarbeitung des Wechselrichters ist ausgezeichnet. Das Gehäuse wirkt wie aus einem Guss und alle Buchsen, Stecker und Kabel sind sauber in das Gehäuse eingearbeitet und mittels Dichtungen gegen Feuchtigkeit geschützt.
Technische Daten des APSystems EZ1-M
- Empfohlene Modulleistung: 300 – 730 Wp (je Modul)
- Spitzenleistung MPPT des Spannungsbereichs: 28-45 V
- Betriebsspannungsbereich: 16-60 V
- Maximale Eingangsspannung: 60 V
- Maximaler Eingangsstrom: 2x 20 A
- Maximaler Eingangskurzschlussstrom: 2x 25 A
- Nennausgangsleistung: 600 VA/ 799 VA
- Nennausgangsstrom: 2.6 A/ 3,5 A bei 230 V
- Nennausgangsspannung/-bereich: 230 V (184-253 V)
- Umgebungstemperaturbereich: -40 – +65°C
- Abmessungen (BxHxT): 263 mm x 218 mm x 36.5 mm
- Gewicht: 2,8 kg
- Gehäuseeinstufung: IP67
- DC-Stecker: Stäubli MC4 PV-ADBP4-S2&ADSP4-S2
Als Besonderheit in der 800W-Klasse lässt sich hier der hohe Eingangsstrom von 20 Ampere pro Eingang aufführen. Somit liegen selbst sehr leistungsfähige Solarmodule innerhalb der technischen Spezifikationen. Ob APSystems daraus einen Vorteil generieren kann, sehen wir in den weiteren Messungen.
Steuerung und Überwachung per App
APSystems bietet mit AP Easy Power eine eigene App für die Verwaltung des Wechselrichters an. Um diese nutzen zu können, müsst ihr euch als Erstes ein Nutzerkonto einrichten. Dafür benötigt ihr lediglich eine Mailadresse und ein Passwort. Im Anschluss erstellt ihr eine Solaranlage mit den Leistungsdaten eurer Solarmodule und fügt den Wechselrichter zum System hinzu.
Das Hinzufügen ist ein Kinderspiel und in unter 3 Minuten erledigt. Der APSystems EZ1-M wird innerhalb von wenigen Sekunden über Bluetooth gefunden. Im Anschluss kann euer heimisches WLAN konfiguriert werden. Ist dies geschafft, bietet die App auf der Startseite Informationen über den momentanen Ertrag, die erzeugte Energiemenge und die Spitzenleistung. Ihr habt hier auch Zugriff auf die historischen Daten von Tag/Monat/Jahr/Gesamt. Die hier angezeigten Daten laufen erst über die APSystems Cloud und haben daher einen Zeitversatz von rund 5 Minuten.
Das Gerätemenü bietet euch hingegen noch ausführlichere Informationen. Die Bezeichnung Echtzeitdaten ist hier verwirrend. Auch hier werden die Daten nur alle paar Minuten aktualisiert. Ihr habt allerdings die Möglichkeit, die Leistungsdaten beider Solarmodule einzeln auswerten. Das Menü bietet außerdem noch Informationen zum Betriebsstatus, der Betriebszeit und der erzeugten Energiemenge.
Unter dem Menüpunkt “Modul” könnt ihr beide Solarmodule über den kompletten Tagesverlauf mit der entsprechenden Stromproduktion auswerten. Die hier dargestellten Daten sind Momentaufnahmen, die alle 5 Minuten gespeichert werden. Die Geräteeinstellungen ermöglichen neben der WLAN-/Bluetooth-Konfiguration auch, den Wechselrichter im Bereich 30-800W stufenlos zu drosseln. Möchtet ihr tatsächliche Echtzeitdaten der Solarproduktion erhalten, müsst ihr euch über Bluetooth (Direkte Verbindung) direkt mit dem Wechselrichter verbinden. In diesem Verbindungsmodus stehen alle Daten ohne Zeitversatz zur Verfügung.
Lokale API
Der APSystems EZ1-M bietet weiterhin eine Besonderheit. Er verfügt über eine lokale API, die im Bluetooth-Direktmodus aktiviert werden kann. Diese bietet die Möglichkeit, den Wechselrichter über Phyton-Skripte (Programiersprache) auszuwerten und zu steuern. Somit kann der Wechselrichter beispielsweise über Home-Assistant ausgelesen und ins Smart-Home integriert werden. Weiterhin ist es möglich, den Wechselrichter per Skript so zu steuern, dass nur die Menge an Energie eingespeist werden soll, die tatsächlich im Haushalt benötigt wird. Somit lässt sich mit dem passenden Zubehör (Shelly Pro 3EM etc.) eine Nulleinspeisung realisieren.
Bedauerlicherweise lässt sich die lokale API bei unserem Wechselrichtermodell nicht aktivieren. Da es sich bei dem Testgerät um einen Wechselrichter handelt, der normalerweise mit einem Zendure Speicher ausgeliefert wird, kommt auf dem APSystems EZ1-M eine spezielle Firmware zum Einsatz, die die lokale API unterbindet. Warum der Hersteller das so umsetzt, konnten wir bisher nicht herausfinden. Vermutlich möchte man, dass die Steuerung der Einspeisung über die Software des jeweiligen Herstellers (hier Zendure) realisiert wird, anstatt DIY-Lösungen zuzulassen.
Der APSystems EZ1-M im Testaufbau
Für eine vergleichbare Messung von Leistung, Start-Spannung und Temperaturverhalten versorgen wir beide Eingänge des Wechselrichters mit je einem Labornetzteil mit 60V/20A.
Nach dem Einstecken des Schuko-Steckers und der Verbindung der Solarmodule dauert es geschlagene 5 Minuten, bis der Wechselrichter seine Arbeit aufnimmt. Wir dachten im ersten Moment, dass unser Gerät defekt ist. Solche langen Wartezeiten kannten wir bisher noch von keinem Wechselrichtermodell. Der Hersteller gibt eine Arbeitsspannung von 16V für den APSystems EZ1-M an. Bei dieser Spannung arbeitet der Wechselrichter noch lange nicht. Ab 20V kann die Bluetooth-Funktionalität verwendet werden. Strom wird allerdings erst ab 28V eingespeist. Ein Absenken der Spannung unter diesem Wert ist nicht möglich. Der Wechselrichter schaltet dann sofort seinen Ausgang ab. Somit sind Solarmodule mit niedriger Arbeitsspannung oder 24V Akkusysteme für den Wechselrichter nicht geeignet.
Ab 29V erreicht der Wechselrichter seine Spitzenleistung von 810W. Die verbauten MPPT Regler arbeiten nicht besonders schnell. Es kann schon mal ein paar Sekunden dauern, bis der optimale MPPT-Wert eingeregelt ist. Wir erinnern uns, dass der Wechselrichter 20A pro Eingang verarbeiten kann. Dieser Vorteil kommt im realen Betrieb nicht zum Tragen, da die notwendigen Betriebsspannungen so hoch sind, dass solche hohen Ströme gar nicht auftreten können. Bei 29V liegt die maximale Stromaufnahme bei rund 17A bei Nutzung eines einzelnen Eingangs. Der Wechselrichter erzeugt somit rund 500W Ausgangsleistung mit nur einem Eingang. Werden beide Eingänge versorgt, sinkt die Stromaufnahme auf 14,7A pro Eingang und die Ausgangsleistung wird auf 405W pro Eingang (810W Gesamtleistung) begrenzt.
Bei schnellen Spannungswechseln geht der Wechselrichter kurzzeitig an sein Strommaximum und überschreitet die Gesamtleistung auf über 1100W. Nach wenigen Sekunden regelt sich der EZ1-M wieder herunter auf 810W. Im Spannungsbereich von 29-60V wird die maximale Leistung von 810W erreicht, solange genug Leistung von den Solarmodulen zur Verfügung steht. Ab 60V schaltet der Wechselrichter selbstständig in den Schutzmodus (Überspannung) und schaltet den betreffenden Eingang ab. Den Wirkungsgrad haben wir bei 200/400/800W überprüft und sind auf einen Mittelwert von 94,3% (93%/94%96%) gekommen. Wir bitten euch zu beachten, dass wir die Messungen mit ungeeichten Messgeräten durchführen. Somit sind die Werte zum Wirkungsgrad ohne Gewähr.
Temperaturverhalten des APSystems EZ1-M
Nach 3 Stunden Vollast bei einer Raumtemperatur von 18°C, wurden Oberflächentemperaturen von bis zu 62°C auf der Vorderseite und 68°C auf der Rückseite gemessen. Die Leistung wurde während des kompletten Tests bei 810W gehalten. Im Hochsommer bei Umgebungstemperaturen von 50°C, wie sie unter Umständen unter den Solarpaneelen vorkommen, könnten die Temperaturen schon kritisch werden. Man muss dazu beachten, dass im Testbetrieb im Innenraum keine Konvektion herrscht. Wird der Wechselrichter draußen betrieben, dürften Wind und Thermik die Temperaturwerte nochmals verbessern.
Testergebnis
Der APSystems EZ1-M ist ein ausgezeichneter Wechselrichter, der im Test kaum Schwächen zeigt. Die Verarbeitung ist erstklassig, die Einrichtung ein Kinderspiel und die App bietet eine gute Zusammenfassung der Ertragswerte. Auch die Effizienzwerte sind beeindruckend hoch. Allerdings fällt die sehr hohe Startspannung von 28-29V negativ auf. Weiterhin kann der Wechselrichter den hohen Eingangsstrom von 20A pro Eingang in der Praxis nicht wirklich nutzen. Mithilfe der lokalen API lässt sich der Wechselrichter sehr einfach in Home-Assistant einbinden und entsprechend steuern. Leider ist dieses Feature bei den APSystems Modellen, die für Speichersysteme verkauft werden, nicht nutzbar. Wir haben euch daher im Preisvergleich das Zendure Paket und eine Version von Amazon, bei der die lokale API nutzbar ist, verlinkt.
Wer einen ähnlich starken Wechselrichter zu einem noch günstigeren Preis sucht, sollte sich den Growatt Neo 800M-X (zum Test) näher anschauen. Wer auf niedrigere Startspannungen ab 22V wert legt und Steuerungen über Hoymiles DTSU (zum Test) oder OpenDTU realisieren möchte, für den wäre der Hoymiles HMS-800-2T (zum Test) die passende Alternative.
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