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Schon einige DLP/mSLA-3D-Drucker hatten wir bei chinahandys.net im Test. Bedingt durch die fortschrittliche Technologie konnten ausnahmslos alle Geräte bisher hervorragende Druckergebnisse liefern, hatten aber einen wesentlichen Kritikpunkt: Der Druckraum war und ist im bezahlbaren Bereich sehr klein. Genau das haben die großen 3D-Druck-Firmen nun erkannt und präsentieren nach und nach größere Versionen dieser Geräte. Im Wesentlichen gibt es aktuell von zwei Herstellern halbwegs preiswerte Lösungen. Elegoo hat bereits Mitte 2020 den Saturn vorgestellt, Anycubic zog nur wenig später mit dem Photon Mono X nach. Beide Geräte kamen relativ zeitgleich bei uns zum Testen an, der Photon Mono X macht nun den Anfang. Der 3D-Drucker ist je nach Store und Versandlager zwischen 550€ und 650€ zu haben. Das ist eine Stange Geld und ob das Gerät diesem Preis gerecht wird, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.
Hardware und Design
Der Anycubic Photon Mono X ist ein 3D-Drucker, der beinahe schon nach einem Industrie-Gerät aussieht. Das erreicht Anycubic durch das schwarze Gehäuse im Zusammenspiel mit silbernen Akzenten und der gelben UV-Abdeckung. Auf der Vorderseite beherbergt die Basis ein 3,5 Zoll großes Touch-Display, das leider nicht 100% fest im Gehäuse montiert ist. Die Firmware ist im Anycubic-Typischen “spacigen” blauen Design gestaltet. Auf der rechten Seite des Gehäuses hat Anycubic vorne einen USB-Port platziert, weiter hinten finden sich ein Anschluss für das 120 Watt Netzteil und der Power-Schalter. Die Rückseite bietet Lüfter-Auslässe und die linke Seite bleibt blank.
Oben auf der Basis findet sich natürlich zunächst das Herzstück des 3D-Druckers – ein 8,9 Zoll großes 4K Monochrom Display, das mit einer (mal wieder neu designten) LED-Matrix aus 405nm UV-LEDs bestrahlt wird. Diese LEDs werden aktiv gekühlt und sind im Zusammenspiel mit dem Monochrom-Panel so leuchtstark, dass die Belichtungszeit pro Schicht nur zwischen 1,5 und 2 Sekunden liegt. Damit erreicht der Anycubic Photon Mono X eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 60mm/s. Über dem Display montiert ist die Resin-VAT mit transparentem Boden. Der Drucktisch besteht aus gebürstetem Aluminium und wird mit einem Schrittmotor an gleich zwei Führungsschienen auf der Z-Achse nach oben bewegt. Er ist 202 x 128 Millimeter groß und so ergibt sich ein Druckraum von 192 x 120 x 245mm bei einer Gesamtgröße des Druckers von 27 x 29 x 47,5cm und einem Gesamtgewicht von 10,75kg.
Außerdem erwähnenswert sind hardwareseitig die WiFi-Antenne (dazu später mehr) und der Sensor auf der Rückseite, der den Druck automatisch pausiert, sobald die UV-Schutzhaube abgenommen wird.
Lieferumfang und Aufbau
Ebenfalls gewohnt von Anycubic sind wir die robuste Verpackung und den umfangreichen Lieferumfang. Elegoo liefert im Vergleich zwar ein paar Verbrauchsartikel mehr zum Saturn (3 statt 1 Maske, 10 statt 5 Filtern,…), hier handelt es sich aber um Cent-Artikel, die man sowieso bald nachkaufen muss – das sei also verziehen. Ansonsten ist der Lieferumfang nahezu identisch, und zwar wie folgt:
- Drucker bestehend aus Basis, Resin-VAT, Wifi-Antenne, Plattform und UV-Haube
- Netzteil
- Spachtel (1x Plastik, 1x Metall)
- Werkzeug und Ersatzschrauben für die Resin-Vat
- Maske (1x), Handschuhe (3x) und Resin-Filter (5x)
- USB-Stick
- Service-Karte
- Bedienungsanleitung
Wie alle DLP-3D-Drucker ist auch der Anycubic Photon Mono X vormontiert. Folglich muss lediglich das Netzteil eingesteckt werden und schon können die ersten Schritte beginnen. Zunächst wird das Gerät also gelevelt, in den nächsten Schritten lassen sich bei diesem Gerät auch eine App und ein von Anycubic selbst entwickelter Slicer einrichten.
Leveling
Der Leveling-Vorgang unterscheidet sich nicht von ähnlichen Geräten. Zunächst werden die Leveling-Schrauben am Drucktisch gelöst. Anschließend lässt sich über das Menü der 0-Punkt anfahren. Nun sollte zwischen Display und Drucktisch eine Papierdicke Platz sein (ein passendes Leveling-Papier liegt bei), bevor die Leveling-Schrauben wieder angezogen werden. Anschließend wird der Drucktisch über das Menü wieder hochgefahren und die Resin-VAT montiert.
Die Anycubic App
Theoretisch kann es nach den eben genannten Schritten direkt mit dem ersten Druck losgehen, Anycubic bietet aber noch eine App an, die sich optional installieren lässt. IPhone-Nutzer bekommen “Anycubic 3D” direkt aus dem App Store, für alle mit Android-Gerät bietet Anycubic (warum auch immer) nur den Download über die Website an.
Nach der Installation müssen Smartphone und 3D-Drucker mit dem gleichen WLAN verbunden werden. Für das Smartphone funktioniert das unkompliziert und der Drucker benötigt zur Verbindung nur eine Konfigurationsdatei. Diese muss am PC mit WLAN-Name und Passwort vorbereitet werden und wird anschließend auf dem Drucker ausgeführt. Sind die Geräte verbunden, kann der Drucker in der App über seine IP-Adresse eingepflegt werden. Das klingt zunächst recht kompliziert, mit der entsprechenden Anleitung ist das aber in wenigen Minuten erledigt.
Problematischer ist die Verbindung selbst – ein mSLA-3D-Drucker sollte keinesfalls in geschlossenen Räumen verwendet werden. Ich habe das Gerät auf dem Dachboden aufgebaut, dort gibt es in meinem Fall aber kein WLAN. Alternativ habe ich mit einem zweiten Handy ausgeholfen, das ich als Hotspot eingerichtet habe. Wer das nicht hat, muss sich etwas anderes ausdenken oder auf die App verzichten.
Nun aber zu den eigentlichen Funktionen der App. Im Wesentlichen sind das drei: Zunächst zeigt die App jene Dateien an, die auf dem USB-Stick abgelegt sind, der an den 3D-Drucker angeschlossen ist. Diese Dateien lassen sich anwählen und starten. Während des Drucks zeigt die App den aktuellen Status an – wie lange läuft der Druck bereits, wie viele Schichten sind schon gedruckt, wie viel Resin wird verbraucht, usw… Als dritte Funktion lässt sich der Anycubic Photon Mono X auch über die App steuern. Dazu gehört es, den Druck zu pausieren, aber auch, die Belichtungszeit, die “Abtropfhöhe” oder die Geschwindigkeit der Z-Achse zu regulieren.
All das funktioniert auch über das Display am 3D-Drucker selbst. Zum Starten muss man sowieso am Gerät den Stick einstecken, Resin einfüllen, die ersten Schichten beobachten und ggf. anpassen. Bis auf das Status-Update bietet die App meines Erachtens also wenig Mehrwert und ist eher eine Spielerei.
Der Anycubic Slicer
Prinzipiell lassen sich Druckdateien für den 3D-Drucker von Anycubic mit dem gängigen Chitubox Slicer vorbereiten. Alternativ bietet Anycubic aber auch einen eigenen “Workshop” Slicer an, der sich auf der Homepage downloaden lässt.
Anycubics eigene Software scheint auf Chitubox zu basieren (oder davon inspiriert zu sein), denn die Programme sehen nahezu identisch aus und haben (fast) die gleichen Funktionen: Druckobjekte können skaliert, gedreht, verschoben oder gespiegelt werden, außerdem lassen sie sich duplizieren, ausrichten und durch Stützstruktur ergänzen.
In einigen Feinheiten unterscheiden sich die Anwendungen aber doch – so setzt Chitubox zum Beispiel automatisch einen “Z-Lift” beim Support ein, das ganze Objekt wird also angehoben, sodass der eigentliche Druck auf den unteren Ebenen nicht mit den Support-Strukturen “verschmilzt”. Diese Funktion gibt es bei Anycubic nicht, hier muss das Objekt in der Vorbereitung händisch einige Millimeter nach oben verschoben werden. Außerdem fehlt im Anycubic Workshop der Button, um Objekte zu duplizieren, dafür bietet das Programm beispielsweise die Funktion, Objekte in “Gruppen” zu schneiden und diese separat voneinander zu drucken.
Eine bessere oder schlechtere Version gibt es nicht – beide Programme haben ihre Vor- und Nachteile. Mir persönlich gefällt Chitubox etwas besser, probiert aber am besten beide Programme aus und entscheidet Euch für das, das Euch besser liegt. In jedem Fall lassen sich über den Slicer alle wichtigen Parameter, wie Belichtungszeit, Delay usw. einstellen. Nach dem Slicen spuckt der Slicer bei richtiger Einstellung eine .pwmx Datei aus, die auf einem USB-Stick gespeichert und anschließend auf dem 3D-Drucker ausgeführt werden kann.
Betrieb des Anycubic Photon Mono X
In puncto Bedienung unterscheidet sich der Anycubic Photon Mono X nicht von seinen kleineren Geschwistern. Vor dem Druck sollte man auf den Eigenschutz achten: Das Gerät sollte keinesfalls in geschlossenen Räumen verwendet werden. Außerdem sollten während der Arbeit mit dem 3D-Drucker Schutzhandschuhe und ggf. auch ein Mundschutz sowie eine Schutzbrille getragen werden.
Ist die Arbeitssicherheit hergestellt, kann es mit dem ersten Druck losgehen. Dazu wird der Anycubic Photon Mono X wie oben beschreiben zunächst gelevelt und anschließend mit Resin befüllt. Nach dem Aufsetzen der Schutzhaube kann über das Menü auf dem Display des Geräts oder auch über die App die entsprechende Druckdatei auf dem USB-Stick ausgewählt und gestartet werden. Bei Bedarf können des Drucks die Kern-Parameter angepasst werden (Belichtungszeit, Offset,…), ansonsten verrichtet der 3D-Drucker ohne Probleme seinen Dienst – in meinem Fall sogar out-of-the-box ohne Feintuning. Über die App und das Display lässt sich wie bereits beschrieben der aktuelle Status des Drucks nachvollziehen.
Sobald der Photon Mono X sein Programm beendet hat, lässt sich das gedruckte Objekt entnehmen und reinigen. Einen Standby-Modus hat das Gerät nicht, immerhin schalten sich die Lüfter aus (die nebenbei bemerkt in Betrieb recht laut sind). Die Oberfläche des Drucktisches besteht aus gebürstetem Aluminium. Dieses hat eine hervorragende Hafteigenschaft, der Druck lässt sich aber dennoch mit wenig Kraftaufwand lösen – gut gemacht, Anycubic! Leider befreit der gute Drucktisch uns nicht von der Reinigung. Doch auch hierfür hat Anycubic eine Lösung in Form der Wash & Cure Plus Station, die zumindest die Reinigung des Druckobjektes übernimmt. Alternativ funktioniert das Ganze natürlich auch händisch mit Isopropanol. So oder so ist die Reinigung von Druck und Gerät wie bei allen DLP-3D-Druckern recht umständlich, dafür wird man auch mit erstklassigen Ergebnissen belohnt.
Druckqualität
Nun, was die Qualität des 3D-Druckers angeht, lässt sich am Anycubic Photon Mono X kaum etwas Negatives finden. Die Genauigkeit gibt Anycubic mit 0,01mm (Z-Achse) bzw. 0,015mm (X-/Y-Achse) an. Im Test mit grauem Resin von Anycubic konnte ich eine Genauigkeit von 0,1mm messen. Ob die Abweichung zur Herstellerangabe aber am Drucker oder an der Toleranz des Messschiebers liegt, lässt sich bei diesen Maßen wohl kaum sagen – der Photon Mono X druckt einfach akkurat. Die Details sind mit 0,01mm Schichtdicke ebenfalls überragend und Versatz gibt es dank den stabilen Führungsschienen auch keinen.
Alles in allem ist der Anycubic Photon Mono X also nicht nur der größte DLP-3D-Drucker, den wir bisher im Test hatten, auch qualitativ ist er einer der Besten.
Testergebnis
Ich glaube im Testbericht ist deutlich geworden, dass ich vom Anycubic Photon Mono X absolut begeistert bin. Natürlich sind 600€ eine Menge Geld für einen 3D-Drucker, doch angesichts der Ergebnisse und der einfachen Bedienung ist der Preis dennoch gerechtfertigt.
Raum für Verbesserung gibt es höchstens im Bereich Konnektivität – wenn man sich schon die Mühe macht, ein WiFi-Modul einzubauen und eigene Software zu programmieren, warum kann ich den Drucker dann nicht direkt über den PC steuern? Dieser Punkt ändert aber nichts an der klasse Leistung des 3D-Druckers.
Dennoch ist der Photon Mono X keinesfalls für jeden die beste Wahl. Müssen die Druckergebnisse sehr genau und klein sein, tut es auch ein Elegoo Mars 2 Pro, der aktuell für um die 250€ zu haben ist. Wer hingegen große Drucke benötigt, aber nicht so viel Wert auf die Genauigkeit im Mikrometer-Bereich legt, der bekommt mit einem FDM-3D-Drucker, wie beispielsweise dem Sidewinder X1 für etwas mehr als 300€ einen gigantischen Druckraum und ebenfalls gute Qualität – zumindest für ein FDM-Gerät.
Um das Investment von 600€ zu rechtfertigen, solltet Ihr also genau überlegen, was Euer 3D-Drucker leisten soll. Wenn Ihr so genau und groß wie möglich drucken wollt, ist der Photon Mono X das Gerät Eurer Wahl. Andernfalls kommt Ihr an anderer Stelle günstiger weg.
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Man sollte auch bedenken, was ist wenn das Gerät defekt ist. Mein Anycubik hat nach 3 Monaten den Geist aufgegeben. Der chinesische Verkäufer empfahl mir den Anycubik after sale service. da dieser in Asien ist erfolgt der kontakt auf englisch im 24 Stunden Takt. Fehlerbeschreibung, fotos Videos, Ferndiagnose. Ich solle dies und jenes probieren, an dem oder dem Anschluss wackel n, oder auf der Hauptplatine Spannungen messen. ich bin kein Elektroniker! Nun will man mir Teile zum einbauen schicken. Laut Pakettracking befindet sich mein Paket seit drei Wochen auf dem Weg nach Deutschland. Irgentwann werde ich versuchen die Teile einzubauen… Weiterlesen »
Moin Jens und vielen Dank für Dein Feedback! Die Service-Qualität bei allen Herstellern zu bewerten würde für uns Tester wohl den Zeitrahmen sprengen und wäre auch nicht einheitlich umsetzbar. Genau deswegen profitieren wir und unsere Community aber von Kommentaren, wie dem von Dir! Welchen Anycubic hast Du denn? Generell haben ja sehr viele (kleinere) chinesische Firmen das Problem mit schlechtem bzw. nicht vorhandenem Service. Das kennen wir insbesondere auch von Smartphones. Gerade bei Anycubic hast Du aber das Glück einer großen Community in einer Reihe von Foren, die ebenfalls bei der Problemlösung helfen können. Da musst Du die Ersatzteile zwar… Weiterlesen »