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Anycubic Kobra 3 Combo – Color FDM Drucker im Test

Getestet von Holger Becker am
Vorteile
  • mehrfarbiger Druck
  • erweiterbar auf 2 ACE pro (8 Farben)
  • schneller Druck
  • ACE pro dient auch als Trockenbox
Nachteile
  • riesige Abfallmenge
  • stoppt bei App-Nutzung
  • häufiges Warping
  • häufige falsche Fehlermeldungen
  • Druckqualität insgesamt nur durchschnittlich
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Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Erfolg der Bambu-Lab-Drucker andere Hersteller dazu bringen würde, ebenfalls Geräte anzubieten, die mehrfarbig drucken können. Der neue FDM-Drucker Anycubic Kobra 3 ist dazu in der Lage – zumindest, wenn die Anycubic Color Engine Pro (ACE pro) mit ihm gekoppelt wird. Diese Gerätekombination wird aktuell als Anycubic Kobra 3 Combo angeboten. Wir haben sie uns genauer angeschaut.

Technische Daten

Beginnen wir mit den nackten technischen Daten, so wie sie von Anycubic veröffentlicht werden:

Bauraum 250 x 250 x 260mm
Druckgeschwindigkeit 600mm/s
Leveling Automatisches Nivellieren, Vibrations- und Durchflusskontrolle
Lüfter Motherboard-, Modell- und Hot-End-Lüfter
Nozzle bis 300°C; 0,4mm
Extruder gehärteter Stahlextruder
Bauplatte magnetisch, PEI-Federstahl, bis 110°C
Touch-Display 4,3 Zoll
Slicer Anycubic Slicer
unterstütztes Material PLA, PETG, ABS, ASA, PET, PA, PC, PP, HIPS (TPU nur ohne ACE)
Leistung 400W
Schnittstellen WIFI, AC Cloud, USB-Flash-Laufwerk
Abmessungen Kobra 3 452,9 x 504,7 x 483,0mm (BxTxH)
Abmessungen ACE pro 365,9 x 282,8 x 234,5mm (BxTxH)
Gewichte Kobra 3: 9,2kg; ACE 4,6kg

Was diese Übersicht verschweigt, ist die Tatsache, dass das ACE pro über eine RFID-Erkennung von originalen Anycubic-Filamenten und über eine Trocknungsfunktion verfügt. Benutzt man das Filament anderer Hersteller, so kann man die Daten allerdings auch bequem am Touchpad oder in der Slicer-Software eingeben. Es ist möglich, bis zu zwei ACE pro an einen Kobra 3 Drucker anzuschließen. Somit kann man mit acht verschiedenen Filamenten an den Start gehen. Für unseren Kobra 3 Combo Test verwende ich originales, wie auch Filament von Fremdanbietern.

Lieferumfang des Anycubic Kobra 3 Combo

In einem sehr platzsparend gepacktem Karton befindet sich das fertig montierte ACE pro sowie der schon aufgebaute Druckerrahmen des Kobra 3. Freunde des fummeligen Aufbaus werden wohl enttäuscht sein, denn außer dem Druckkopf, dem Display und der Verkabelung, gibt es eigentlich nichts zu montieren. Sehr einsteigerfreundlich also.

Im Karton befanden sich folgende Einzelteile:

  • der Kobra 3 Rahmen
  • die montierte Anycubic Color Engine pro
  • der Druckkopf
  • das Display
  • eine alternative Filament-Halterung
  • der “Poo” Auswurf
  • ein Verbindungskabel
  • zwei Netzkabel
  • fünf Bowdenschläuche
  • vier Schlauchhalterungen
  • eine englischsprachige Anleitung
  • diverse Werkzeuge in Möbeldiscounter-Qualität
  • diverse Schrauben in übersichtlich beschrifteten Tüten
  • eine Ersatz-Silikon-Reinigungsleiste
  • ein USB-Stick

Aufbau

Zunächst wird der Druckkopf montiert. Die dazu benötigten Schrauben sind sehr übersichtlich in einzeln beschrifteten Tütchen verpackt. Auch die zu verwendenden Bohrungen sind eindeutig gekennzeichnet.

Dann wird das Touch-Display mit seiner Halterung montiert und angeschlossen.

Nun werden noch alle Kabel gemäß der Bedienungsanleitung angeschlossen und festgeschraubt. Die orangen Steuerkabel für den Druckkopf und die Antriebe können später mittels der beiliegenden Clips fixiert werden und stören nicht beim Betrieb. Sehr schade und wohl etwas undurchdacht ist der Anschluss des grauen Datenkabels zwischen Drucker und ACE pro. Dieses wird nämlich vorn am Drucker angeschlossen. Die Silikonabdeckung für die Anschlüsse macht somit wohl nur Sinn, wenn der Kobra 3 solo betrieben wird.

Ebenso einfach zu montieren ist der optionale Filamenthalter, der eigentlich nur benötigt wird, wenn man TPU drucken möchte oder den Kobra 3 einzeln betreibt. Auch die Montage der Poo Schleuder stellt kein Problem dar. (Der Begriff “Poo” wird später noch von mir erläutert)

Sehr durchdacht ist die Hilfestellung bei der Montage der PTFE-Bowdenschläuche. Insgesamt vier Stück verbinden den Kobra 3 mit der ACE pro. An den Enden befinden sich jeweils 2 Strichmarkierungen. An diesen Markierungen erkennt man, ob die Schläuche tief genug in die pneumatischen Kupplungen gesteckt wurden. Das wird in der Anleitung genau beschrieben. Zwischen dem Kobra 3 und der ACE pro werden die Schläuche zusammen mit dem Datenkabel über spezielle Clips gebündelt.

Aufpassen sollte man bei den blauen Sicherheitsringen. Leider schnippen sie sehr schnell von der Pinzette ab. Mit den Fingern alleine lassen sie sich nur schlecht greifen.

Startvorbereitungen

Wenn man alles korrekt verbunden hat, dann sollte man darauf achten, dass beim ersten Start der mitgelieferte USB-Stick eingesteckt ist. Vergisst man es, so wird man natürlich dazu aufgefordert. Fragt sich, was passiert, wenn man den Stick verloren oder gelöscht hat und ein Hardreset ausführen möchte! Ich habe es nicht getestet. Sicherheitshalber habe ich den kompletten Inhalt erst einmal kopiert. Nach Auswahl der Sprache und Eingabe der WLAN-Daten gibt es erst einmal ein Firmware-Update.

Was dann folgt, das ist die Ermittlung der Resnonanzkompensation (Input Shaping). Der Drucker bringt sich selbst in starke Schwingungen, um die notwendigen Druckkorrekturen in Abhängigkeit vom Aufstellort zu ermitteln und abzuspeichern. Beim Wechsel des Standortes sollte dieser Test wiederholt werden. Anschließend sollte das Gerät einsatzbereit sein.

Anycubic Kobra3 Combo 29

Fertig eingerichtete Anycubic Kobra 3 Combo

Inbetriebnahme des Anycubic Kobra 3 Combo

Für unseren Kobra 3 Combo Test wurde die ACE pro von mir mit willkürlich ausgewählten Filamenten bestückt. Beim Einführen des Fadens in die entsprechende Aufnahme wird das Material zunächst etwa bis zur Mitte des Bowdenschlauches transportiert.

Erster Druckversuch und Druckvorgang

Auf dem USB-Stick sind fertig geslicte Beispieldateien gespeichert, welche ich für unseren ersten Versuch verwenden wollte. Zunächst entschied ich mich für den Print-in-place-Schlüsselanhänger.

Der Druck startete mit einer Leveling-Prozedur. Der Druckkopf fährt die Druckplatte punktuell an und misst damit den Abstand. Zuvor jedoch fährt der Druckkopf über die Silikon-Reinigungsbürste. Nun startet die ACE pro und fördert das Filament der ersten zu druckenden Farbe bis in das Hotend.

Der Kopf fährt dazu über den Auswurf und fördert eine Filamentmenge von ca. 2-3cm. Diese Häufchen werden im englischen “Poop” genannt (kindliche Umgangssprache für Häufchen, Kacke) und im Deutschen gerne mit Klößchen übersetzt. Leider hat sich mir bisher nicht erschlossen, wovon die Anzahl der Klößchen abhängig ist. Bei einem Farbwechsel sind es mindestens zwei: Einmal die letzte Farbe und dann noch einen Auswurf mit der neuen Farbe. Das ist so weit auch logisch. Aber aus unerfindlichen Gründen werden manchmal drei, vier, fünf oder sogar sechs Klößchen produziert. Das ist schon eine beachtliche Menge Abfall.

Der Kopf löst bei der Rückfahrt einen Schleudermechanismus aus, der das Klößchen nach rechts wegschleudert. Hier sollte man dann dringend einen Auffangbehälter platzieren.

Beim nächsten Farbwechsel fährt der Druckkopf erst nach links, wo der Abschneide-Mechanismus ausgelöst wird, der das Filament kappt. Nun beginnt die Klößchen-Produktion von vorn. In meinem Fall bei jeder (0,2mm) Schicht viermal. Das kann natürlich die Druckdauer deutlich verlängern und sorgt für eine beträchtliche Abfallmenge.

Filamentförderung

Interessant ist es dabei zu beobachten, wie das Zusammenspiel zwischen ACE pro und Kobra 3 funktioniert. Die ACE pro läuft nicht etwa synchron mit dem Extruder des Druckkopfes mit, sondern fördert das Filament von der Spule nur stoßweise nach. Dabei wird ein Federdruck erzeugt, der dann am Filamentfaden anliegt, sodass der Extruder nur wenig Energie benötigt. Diese Federenergie wirkt wie eine Art Druckspeicher und ist an den Anschlüssen der Bowdenschläuche an der ACE pro zu erkennen. Ein ausgefahrener Anschluss zeigt, dass jetzt Förderspannung anliegt.

Slicer

Für die Anycubic Kobra 3 Combo setzt man auf den hauseigenen Slicer, den Anycubic Slicer. Bisher gibt es scheinbar noch keine Alternative, die auch die ACE pro und WLAN unterstützt. Das wird aber wohl nur eine Frage der Zeit sein.

Anycubic Slicer

Im Slicer kann man sowohl die Modelleinstellungen treffen, als auch die Bestückung der ACE pro festlegen. Beim Anschluss einer Webcam am linken USB-Anschluss (wohlgemerkt: nur der linke Anschluss bietet Cam-Unterstützung) kann man den Druck auch per Video verfolgen. Eine Steuerung der Abfall- (Klößchen-) Produktion habe ich aber schmerzlich vermisst. Nach einiger Recherche fand ich allerdings heraus, dass dies zu Beginn eines Druckvorgangs am Touchpad des Kobra 3 Druckers möglich ist.

Hinweis

Reduzierung des Abfalls (Poop) am Kobra 3 Combo

Um den Abfall zu reduzieren, muss man auf dem Display des Kobra 3 zu Beginn des Druckes auf das ACE pro-Symbol und dann ganz unten den Pfeil nach unten drücken. Mit “Flush Volume” kann man nun festlegen, wie viel Filament beim Reinigen extrudiert werden soll. Dabei gilt: “1”=100% , “0,1”=10% und so weiter. Auf diese Weise kann bis zu 90% Müll gespart werden!
Bitte daran denken, dass diese Einstellung dauerhaft gespeichert wird.

Natürlich gibt es für die Anycubic Kobra 3 Combo auch eine passende App. Auch hier kann man bequem auf eine installierte Webcam zugreifen und den Druck aus der Ferne überwachen. Allerdings ging bei mir bei der Nutzung der App der Drucker in den Pause-Modus. Eine Wiederaufnahme des Druckes ging dann nur am Touch-Panel einzuleiten. Sehr unglücklich. Hier muss wohl noch nachgearbeitet werden.

Weitere Druckversuche und Qualität des Anycubic Kobra 3 Combo

Leider gelang mir während des Testzeitraumes nur ein einziger fehlerfreier Druck: Ein vorgeslictes einfarbiges Benchy. Der Druck war zwar wirklich zügig, aber das Ergebnis hat mich nicht wirklich zum Staunen gebracht. Allenfalls akzeptabel.

Der oben erwähnte mehrfarbige Schlüsselanhänger wurde von ca. 10 Fehlermeldungen unterbrochen, die behaupteten, dass das Filament gerissen sei. Dem war aber nicht so. Ein leichtes Rütteln an der Filament-Rolle beseitigte den Fehler vorübergehend. Auch ein Wechsel des Filamentes brachte keine Änderung.

Zum Schluss habe ich noch einfache 2farbige Drucke versucht, die entweder von mir abgebrochen wurden, weil sich Knoten und extremes Warping bildeten oder aber selbst einen Totalausfall verursachten. Bei Letzterem drang das geschmolzene Filament in den kompletten Druckkopf ein, wohlgemerkt OHNE eine Fehlermeldung zu verursachen!

Bei einem Druck steckte der Drucker in einer Endlosschleife fest, in der er pausenlos Klößchen auswarf. Nach dem ca. 10. Auswurf musste ich den Drucker ausschalten.

Eine Recherche ergab, dass dieses Fehlerbild (vor allem in den USA) bei einer frühen Produktionsreihe häufig auftrat. Vermutlich ist es bei neueren Geräten behoben. Ich musste jedenfalls meine Tests hier abbrechen.

Testergebnis

Getestet von
Holger Becker

Ich hatte mich sehr auf diesen Testkandidaten gefreut. Endlich mehrfarbige Modelle mit einem FDM Drucker drucken, ohne eine Filamentrolle von Hand wechseln zu müssen und in Gerätenähe zu sein. Es war ja auch abzusehen, dass nach den Bambu Labs der Wettbewerb nachziehen wird. Anycubic ist da ja auch nicht alleine. Leider war meine erste Begegnung mit der Anycubic Kobra 3 Combo doch sehr ernüchternd. Das kann durchaus daran liegen, dass das mir zur Verfügung gestellte Gerät aus einer frühen Produktionsreihe mit entsprechenden Kinderkrankheiten stammt. Auch die Tatsache, dass es während meiner Testphase mehrere Firmware-Updates gab, unterstützt diese These. Auf dieser Basis kann ich die Anycubic Kobra 3 Kombo aktuell definitiv nicht empfehlen. Auch der Preis von 449€ hilft hier nicht – der BambuLab A1 (zum Test) kostet mit ähnlichen Funktionen nämlich nur ca. 50€ mehr.

Trotzdem: Anycubic macht hier einen Schritt in die richtige Richtung und hat mit etwas Nacharbeit zukünftig die Chance, auf ein erschwingliches Gerät für den mehrfarbigen Druck. Eventuell lohnt es sich also, spätere Tests von Geräten aus neueren Baureihen abzuwarten.

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