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Mit dem Anbernic RG552 hatten wir auf Chinahandys.net das erste Mal eine Retro Handheld-Spielekonsole im Test. Uns konnte das Konzept überzeugen, sodass wir für euch auch das Modell RG351V von Anbernic einmal näher angeschaut haben. Im Gegensatz zum deutlich teureren RG552 kommt der RG351V in einem anderen Format und ähnelt mit seinem 4:3 Display den berühmten Gameboy-Konsolen aus dem Hause Nintendo. Das weckt nochmals mehr Retro-Gefühle als mit dem PSP-ähnlichen Design des RG552 Modell. Ferner unterscheidet sich der Anbernic RG351V im Detail aber natürlich erheblich von den Spielekonsolen, die vor der Jahrtausendwende das Licht der Welt erblickt haben.
Angepasst an die aktuellen technischen Möglichkeiten bietet die Konsole nämlich ein großes hochauflösendes Display, diverse Steuerungselemente, einen Quad-Core-Prozessor und ein Linux-basiertes Betriebssystem, das dank diverser Emulatoren ermöglicht, Spiele von verschiedenen Plattformen zu zocken. Lest hier, um zu erfahren, ob sich der Kauf der handlichen Konsole lohnt oder ob ihr bei Interesse besser zum Premium-Modell RG552 mit Android greifen solltet.
Lieferumfang des Anbernic RG351V
Neben der Konsole selbst ist im Lieferumfang des RG351V nicht viel enthalten. Genauer genommen:
- 1x USB-C zu USB-A Kabel
- 1x Panzerglasfolie
- 1x Micro-SD Karte mit Betriebssystem
Schön ist, dass eine passgenaue Schutzfolie aus Glas beiliegt, die das Display gegen Kratzer und Brüche schützt. Beachtet außerdem beim Kauf, dass auf dem RG351V keine Spiele vorinstalliert sind. Es gibt zwar Angebote auf den bekannten Plattformen, bei denen eine zweite Micro-SD Karte mit sogenannten Spiele-ROMs beiliegt. Erstens ist das aber aus urheberrechtlichen Gründen nicht legal und zweitens lässt sich in diversen Foren nachlesen, dass die beigelegten Speicherkarten als auch die darauf enthaltenen Spiele wohl häufig eine minderwertige Qualität haben.
Design, Verarbeitung und Display
Wie eingangs bereits erwähnt, ähnelt der RG351V mit seinem Design den ersten Gameboy-Modellen. Im Vergleich zu diesen ist die Konsole mit seinen Abmessungen von 140 x 93 x 27 Millimeter (Tiefe an der dicksten Stelle gemessen) und einem Gewicht von 222 Gramm aber deutlich größer und schwerer. Im Gegensatz zum nochmals größeren RG552 lässt sich die Konsole aber noch gerade so in einer größeren Hosentasche verstauen. Verfügbar ist das Gerät in den drei Farbvarianten Holz, Grau und transparentes Schwarz.
Uns stand im Test die graue Version zur Verfügung, die mir persönlich gut gefällt. Wer Lust auf die extra Portion Nostalgie hat, kann aber auch zum transparenten Schwarz greifen, durch welches die Komponenten der Konsole durchschimmern – ganz in Gameboy-Manier.
Unabhängig von der Farbe, für die ihr euch entscheidet, besteht das Gehäuse des Anbernic RG351V aber immer aus Kunststoff. Dieses fühlt sich hochwertig an und generell ist die Konsole hochwertig verarbeitet. Auf der Vorderseite befindet sich das 3,5 Zoll große Display mit Anbernic-Schriftzug, das mit kratzresistentem Glas überzogen ist und eine Auflösung von 640 mal 480 Pixel besitzt. Daraus resultiert eine Pixeldichte von rund 229 Pixel pro Zoll. Für ein Smartphone wäre das nicht besonders viel, beachtet man aber, dass nach dem vorgesehenen Anwendungszweck auf der Anzeige vorwiegend ältere Spiele dargestellt werden, ist das im Vergleich zu den mickrigen Auflösungen der alten Konsolen ein echter Augenschmaus. Auch ansonsten weiß das Display zu überzeugen. Die Farben sind knackig und die Kontraste sind für ein IPS-Display sehr beachtlich. Damit kommen die alten Games nochmals deutlich besser zur Geltung.
Unterhalb der Anzeige sind mehrere Bedienelemente in das Gehäuse eingelassen, die für das Gaming und zum Navigieren im System dienen. Links befindet sich dabei ein D-Pad und leider nur ein klickbarer Joystick. Mittig platziert sind hingegen eine Funktionstaste und eine Select- sowie Start-Taste. Fehlen dürfen selbstverständlich auch nicht die X, Y, A und B Tasten auf der rechten Seite. Im Gegensatz zum RG552 unterstützt der RG351V jedoch keine Toucheingaben. Das ist aber dank der Software, die auf die Bedienelemente gut abgestimmt ist, kein großer Verlust. Außerdem sind die Bedienelemente gut verarbeitet, präzise und mit einem satten Druckpunkt versehen. Abschließend ist auf der Vorderseite noch im unteren rechten Eck ein Lautsprechergitter zu erkennen, hinter dem sich der Monolautsprecher verbirgt. Dieser klingt zwar nicht besonders satt, wird aber sehr laut, sodass man sämtliche Personen um einen herum mit 8-bit Sounds nerven kann 😉
An der Unterseite des RG351V sind ein 3,5mm Anschluss zum Anschließen von Kopfhörern und zwei USB-C Ports eingelassen. Hier gilt es zu beachten, dass nur der linke USB-C-Anschluss zum Laden der Konsole dient und der rechte ausschließlich ein OTG-Port ist. Über diesen lassen sich Controller anschließen. Auf der rechten Seite der Konsole sind ansonsten noch eine Standby- und eine Reset-Taste sowie zwei Micro-SD Kartenslots untergebracht. Die beiden Tasten sind eher tief im Gehäuse eingelassen, sodass sich das Drücken in manchen Fällen als etwas fummelig gestaltet. Bei der Reset-Taste macht das auch Sinn, den An- und Aus-Schalter hätte man aber etwas größer gestalten können. In Anbetracht der Tatsache, dass man diese Taste aber nicht allzu häufig nutzt ist das nicht allzu gravierend. Bei den Micro-SD Kartenslots ist zu beachten, dass im oberen die Speicherkarte mit dem System eingefügt wird und der untere optional für eine Speicherkarte mit Spielen verwendet werden kann. Gegenüber auf der linken Seite des Geräts ist außerdem noch eine Lautstärkewippe, die ebenfalls etwas unpräzise verarbeitet ist. Ein Drehrad zum Einstellen der Lautstärke wäre hier die bessere Option gewesen.
Auf der Rückseite des RG351V lässt sich das zweistufige Design der Konsole erkennen. Der obere Bereich, in dem sich der Großteil des Displays befindet, ist deutlich dünner als der untere. Daraus resultiert ein tiefer sitzender Schwerpunkt, der die Konsole gut in der Hand halten lässt. Zudem befinden sich am Übergang aus dem dickeren und dem dünneren Teil vier Schultertasten, die deutlich voneinander unterscheidbar sind, indem die inneren Tasten etwas angehoben sind. Für mich persönlich ist die Positionierung an dieser Stelle gut gewählt, sodass ich beim Spielen nicht umgreifen musste.
Mit seinem 4:3 Display und seinen kompakten Maßen ist der RG351V prädestiniert zum Zocken unterwegs. Das Displayformat kommt primär bei Spielen zur Geltung, die für Konsolen mit vergleichbarer Anzeige programmiert worden – etwa die Gameboy-Serie. Durch die hohe Bildqualität des Displays wird den Spielen zudem neues Leben eingehaucht. Wer es hingegen eher auf Spieltitel modernerer Konsolen wie die PSP abgesehen hat, der sollte sich eher den RG552 anschauen. Das liegt aber auch daran, dass die Hardware des RG351V dafür nicht ausreichend potent ist – dazu allerdings gleich mehr.
System des Anbernic RG351V
Anstatt Android wie beim Anbernic RG552, läuft auf dem RG351V ein Betriebssystem auf Linux-Basis. Die Distribution ist auf den Einsatz auf Konsolen ausgelegt und bietet im Hauptmenü verschiedene „Bereiche“, zwischen denen man wechseln kann. Hier erscheint für jede Konsole ein Bereich – vorausgesetzt, man hat entsprechende Spiele-ROMs auf die SD-Karte übertragen. Um das zu tun, nimmt man sich am besten die SD-Karte und setzt diese in den eigenen Rechner ein. Dort werde dann im Dateimanager zwei Partitionen angezeigt. Eine ist das System selbst und die andere, mit dem eindeutigen Namen „Games“, ist der Ort für eure Spiele. Eure ROMs könnte ihr dann in die entsprechenden Ordner der Konsolen kopieren. Um nachzuschauen, welche Dateitypen von den jeweiligen Emulatoren unterstützt werden, ist dieser Eintrag von EmuELEC auf Github sehr hilfreich.
Beachtet dabei bitte, dass sich im Internet zwar diverse Webseiten finden lassen, die Spiele-ROMs kostenlos zum Download anbieten, dass das aber grundsätzlich nicht legal ist. Nur das Kopieren von Spielen, die man auch selbst wirklich besitzt und erworben hat, ist erlaubt. Die Emulatoren auf der Konsole hingegen sind nicht bedenklich.
Die Anzahl der Spielekonsolen, die der RG351V unterstützt, ist sehr umfangreich:
- Amiga
- Amstrad CPC
- Atari 2600
- Atari 5200
- Atari 7800
- Atari Lynx
- Atari ST
- Atomiswave
- Colecovision
- Commodore 64
- Famicom Disk System
- Final Burn Neo
- Game and Watch
- Intellivision
- MAME
- MSX
- NEC PC-FX
- Naomi
- Neo-Geo CD
- Neo-Geo Pocket Color
- Nintendo DS
- Nintendo Entertainment System
- Nintendo Game Boy
- Nintendo Game Boy Advance
- Nintendo Game Boy Color
- Nintendo N64
- Nintendo Virtual Boy
- PC (DOSBOX)
- PC Engine (TurboGrafx-16)
- PC Engine CD (TurboGrafx-CD)
- Panasonic 3DO
- ScummVM
- Sega 32X
- Sega CD
- Sega Dreamcast
- Sega Game Gear
- Sega Genesis
- Sega Master System
- Sega SG-1000
- Sega Saturn
- Sony PSP
- Sony PSX
- Super Nintendo
- Vectrex
- Wonderswan / Color
- ZX Spectrum
In den meisten Fällen laufen die Emulatoren über Retroarch. Nur in wenigen Fällen wie bei der PSP kommt eine Standalone-Lösung zum Einsatz. Um die Spielerfahrung auch auf die eigenen Bedürfnisse anpassen zu können, bietet das System des RG351V und auch Retroarch bzw. die weiteren Emulatoren diverse Optionen und Einstellungsmöglichkeiten. Hier lohnt es sich gegebenenfalls mal in einem ruhigen Moment die unzähligen Einträge durchzugehen. In den meisten Fällen ist das aber auch nicht nötig, denn alles läuft aus dem Stand heraus rund.
Abschließend möchte ich noch kurz alternative Firmwares für den RG351V ansprechen. Hier gibt es nämliche mehrere Optionen, die ebenfalls auf Linux basieren und teilweise andere Funktionalitäten und bessere Performance mitbringen. Das Grundprinzip und die UI bleiben aber vergleichbar. Solltet ihr euch hierzu mehr Informationen wünschen, lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Leistung und Konnektivität
Wie beim Modell RG552 setzt Anbernic auch beim RG351V auf einen SoC aus dem Hause Rockchip. In diesem Falle ist aber der schwächere RK3326 Chip verbaut. Die ARM Cortex-A35 Kerne des Quadcore-Prozessors takten mit maximal 1,5 GHz. Dem Ganzen stehen 1 GB DDR3L RAM und eine Mali-G31 MP2 GPU zur Verfügung. Einen internen Speicher gibt es nicht. Stattdessen befinden sich Betriebssystem und Spiele auf den Speicherkarten.
Aufgrund des Linux-Systems können wir euch an dieser Stelle leider nicht wie gewohnt mit selbst durchgeführten Benchmarks die Leistungsfähigkeit näherbringen. Eine kurze Internetrecherche zeigt aber, dass vergleichbare Systeme auf einen Antutu-Score von um die 35.000 Punkte kommen. Aktuelle Low-Budget Smartphones erzielen wohlgemerkt einen Wert von rund 120.000 – 150.000 Punkten. Anders gesagt: der RG351V hat schon auf dem Papier nicht genug Leistung, um aufwendige 3D-Spiele zum Laufen zu bringen.
Bevor wir uns aber im Detail der Spielperformance widmen, soll es noch schnell um die Konnektivitätsmöglichkeiten der Konsole gehen. Diese sind auch schnell abgehackt, da die Konsole außer WLAN keine weiteren Funkstandards bietet. So kann man sich aber immerhin mit einem Netzwerk verbinden. Dann ist es auch möglich kabellos Dateien zu transferieren, gegen andere RG351V Konsolen zu spielen oder automatisch Spiele-Cover für das System runterzuladen, die dann im Hauptmenü angezeigt werden.
Performance des Anbernic RG351V
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der RG351V insbesondere für die Emulation von Konsolen geeignet ist, die um die Jahrtausendwende herum auf den Markt gekommen sind – Spiele für noch ältere Konsolen laufen natürlich auch einwandfrei. Das heißt, dass Spiele für Gameboy, Gameboy Color, SNES, SEGA Game Gear oder Gameboy Advanced einwandfrei laufen. Doch auch Games für die Playstation 1, die NES oder Sega Genesis sind kein Problem für die Konsole. Selbes gilt auch für die Atari 2600, 5200 und 7800 Modelle. Alles läuft butterweich und das knackige Display lässt in Kombination mit der guten Steuerung viel Spielspaß aufkommen.
Etwas durchwachsener ist die Situation bei PSP, Virtual Boy oder N64 Spielen. Hier hängt es klar vom jeweiligen Spiel ab, ob der Prozessor an seine Grenzen kommt. Anspruchvollere Titel wie God of War laufen nicht mehr flüssig, Titel wie LocoRoco 2 hingegen schon. Hier gilt es im Zweifel auch mit den Einstellungen etwas herumzuspielen, um die bestmögliche Performance herauszuholen. Grafikleistung auf Smartphone-Niveau darf man von der schwachen Hardware aber nicht erwarten. SEGA Saturn und SEGA Dreamcast Spiele lassen daher aufgrund der schlechten Performance auch keinen wirklichen Spielspaß aufkommen. Auch Fans des Nintendo DS sollten ihre Erwartungen etwas drosseln. Zum einen ist die Performance nicht immer zufriedenstellend und zum anderen ist das Display auch schlichtweg zu klein, um die beiden Anzeigen des DS zu simulieren. Das funktioniert beim deutlich größeren RG552 erheblich besser.
Akkulaufzeit des Anbernic RG351V
Im Inneren des Anbernic RG351V steckt ein 3.900 mAh Akku, der für rund 4 bis 5 Stunden Spielspaß sorgt. Die Laufzeit wird aber auch davon beeinflusst, welche Spiele ihr spielt. Aufwendigere Titel wie die der PSP zerren deutlich mehr am Energiespeicher, wohingegen Spiele für den Gameboy Color die Hardware deutlich weniger fordern.
Geladen wir der RG351V mit knapp unter 7 Watt bei nachgemessenen 5 Volt und 1,3 A. Dadurch nimmt eine gesamte Akkuladung auch etwas Zeit in Anspruch. Ganze 3,5 Stunden dauert die Ladung von 0 auf 100%.
Testergebnis
Im Vergleich zum Anbernic RG552 ist der Anbernic RG351V deutlich einfacher ausgestattet. Das betrifft sowohl die deutlich schwächere Hardware als auch die Software. Das günstigere Modell bietet ein kleineres Display, nur einen Joystick, kein Android-Betriebssystem und deutlich weniger Konnektivitätsmöglichkeiten. Wer sich dieser Aspekte aber bewusst ist und es nur auf grafisch weniger anspruchsvolle Spiele abgesehen hat, für den könnte der RG351V genau richtig sein. Das System und die Performance sind nämlich vollkommen ausreichend zum Spielen von Games, die für den Gameboy Advanced und Co. programmiert worden sind und auch ein Großteil der 3D-Spiel der älteren Konsolen laufen flüssig. Der hohe Aufpreis zum Flaggschiff lohnt sich daher nur, wenn man zum Beispiel auch PSP oder Nintendo DS Spiele regelmäßig spielen möchte. Außerdem ist der RG351V deutlich portabler als der RG552 und sprüht mit seinem Hochkant-Format etwas mehr Nostalgie aus.
Für alle, die das frühere Spielerlebnis ohne ein zusätzliches Gerät aufleben lassen möchten, gibt es aber auch eine Lösung. Emulatoren gibt es nämlich auch etliche für Smartphones, sodass in Kombination mit einem Controller auch hier dem Spielspaß keine Grenzen gesetzt sind – für gewöhnlich auch mit deutlich mehr Systemleistung. Ganz so cool wie der RG351V ist es aber halt nicht 😉
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Sehr interessanter Test 👍. Das nächste Mal aber bitte was leistungsstärkeres testen – hier fallen zu viele Optionen aufgrund der schwachbrüstigen und steinalten SOC’s flach.
Verwundert nicht, immerhin ist mittlerweile schon die 2. Nachfolge Generation erschienen. Im Test wird leider nicht kommuniziert, dass es sich hier um ein sehr altes Gerät handelt.