Amazon schmeißt Aukey wegen angeblicher Fake-Rezensionen aus dem Programm
Der Handelsriese Amazon hat vor einigen Tagen still und heimlich mehrere chinesische Marken aus dem Programm geworfen. Nahezu alle Produkte des beliebten Herstellers Aukey sind derzeit nicht lieferbar, weitere Marken sind betroffen. Einem Bericht des Spiegel zufolge, ist diese Vorgehensweise auf den massiven Betrug mit Fake-Bewertungen zurückzuführen. Die IT-Experten von Safety Detectives hatten zuvor eine öffentlich abrufbare Datenbank entdeckt, in der Nachrichtenverläufe mit Kunden zu finden sind. In diesen Chats wird Käufern von Produkten Geld für eine positive Bewertung angeboten.
Wie genau Fake-Rezensionen funktionieren, was Amazon dagegen tut und was dieser Schritt für Marken wie Aukey bedeutet, arbeiten wir in diesem Artikel genauer auf.
Was sind eigentlich Fake-Bewertungen auf Amazon?
Ein Team des IT-Spezialisten Security Detectives hat eine Datenbank gefunden, die Chat-Verläufe beinhaltet. Der Server befindet sich vermutlich in China, soll aber Daten von Kunden aus der ganzen Welt beinhalten. Die gefundene Datei sei ungefähr sieben Gigabyte groß und betreffe die Aktivitäten von rund 200.000 Käufern. Aber wie genau funktionieren Fake-Bewertungen eigentlich und was haben Chat-Verläufe damit zu tun?
Tatsächlich ist das System sehr einfach aufgebaut. Anbieter suchen sich auf Social-Media Plattformen wie Facebook oder Telegram Käufer, die bereit sind, im Austausch für ein Produkt eine Fake-Bewertung zu verfassen.
Geht ein Kunde auf diesen Deal ein, muss er das betreffende Produkt über Amazon bestellen. Das ist wichtig, damit die Rezension von Amazon als “bestätigter Kauf” registriert wird. Nachdem die positive Rezension fertiggestellt ist, sendet der Rezensent einen PayPal-Link an den Shop-Betreiber, der dann die Rückzahlung des Kaufbetrags übernimmt, ohne dass Amazon etwas davon mitbekommt. Bei günstigen Produkten werden gelegentlich ein paar Euro zusätzlich überwiesen – quasi als Entlohnung für die getane Arbeit. Bei teuren Produkten bekommt der Käufer eine Rückerstattung über einen Teil des Betrages.
Welche Marken sind von dem Leak betroffen?
Das IT-Team von Security Detectives konnte die öffentlich zugängliche Datenbank mit rund 200.000 bis 250.000 verwertbaren Datensätzen am 6. März sichern. Einige Tage danach wurde der Server gesichert und ist nun nicht mehr öffentlich einsehbar. Die Experten vermuten, dass die Datenbank von einer dritten Partei betrieben wird, die Fake-Rezensionen als Dienstleistung an Amazon-Shops wie Aukey verkauft. Das wird dadurch nahegelegt, dass mehrere, scheinbar voneinander unabhängige Firmen in den Datensätzen auftauchen.
Namentlich werden keine Marken genannt, die Reaktion von Amazon macht das aber schon fast obsolet. Einige Wochen nach dem Leak wurden Produkte von Aukey, Mpow und weiteren Anbietern von der Plattform gekickt. Die meisten Produkte dieser Hersteller sind derzeit als “nicht lieferbar” ausgewiesen, was aber laut Spiegel-Informationen nicht auf Produktionsengpässe zurückzuführen sei. Vielmehr seien die bekanntgewordenen Fake-Bewertungen der wahrscheinlichste Auslöser für den Rauswurf gewesen.
Bisher haben sich weder die betreffenden Shop-Betreiber, noch Amazon selbst zu dem Vorfall geäußert. Tatsächlich ist aber allgemein bekannt, dass Amazon hart gegen Fake-Bewertungen vorgeht. Das Problem ist nämlich gigantisch. Das Wirtschaftsmagazin Bloomberg hat im vergangenen Jahr von einer Analyse berichtet, laut der rund 42 Prozent von insgesamt 700 Millionen analysierten Bewertungen “unzuverlässig” seien. Amazon bestreitet das, der Prozentsatz sei deutlich zu hoch. Wir halten die Angabe von Bloomberg allerdings für realistisch. De facto ist das Amazon-Bewertungssystem schon lange keine verlässliche Quelle zur Beurteilung von Produkten mehr, da ein signifikanter Teil der Reviews gekauft sind.
Wie geht es jetzt mit Aukey weiter?
Der Verkauf über Amazon ist also nicht die einzige Einnahmequelle des Unternehmens. Dennoch dürfte ein nicht unerheblicher Teil der Umsätze wegbrechen, wenn die Firma weiterhin keine Waren bei Amazon anbieten darf.
Der Onlineriese Amazon hat sich in den letzten Jahren eine schier erdrückende Marktmacht aufgebaut. Selbst in den Vereinigten Staaten werden mittlerweile Stimmen laut, die eine Zerschlagung des Unternehmens fordern, berichtet der Deutschlandfunk. Vorfälle wie diese zeigen erneut, wie einfach es für Amazon sein kann, einem gut laufenden Unternehmen den Hahn zuzudrehen.
Gleichzeitig ist es vollkommen verständlich, dass der Anbieter Fake-Rezensionen aus seinem Marktplatz heraushalten möchte. Die Bewertungen sollten ursprünglich als Leitfaden dafür gelten, ob ein Produkt gut oder schlecht ist. Wenn dieses System durch Fälschungen unterwandert wird, verliert es seine Glaubwürdigkeit und Amazon damit einen wichtigen Stützpfeiler seines Erfolgs. Dies ist unserer Meinung nach zwar schon längst geschehen, aber ganz kampflos möchte Amazon eben nicht aufgeben.
Unsere Einschätzung zum Rauswurf von Aukey bei Amazon
Wer gute Produkte herstellt, ist nicht auf Fake-Bewertungen angewiesen. Auch wenn diese Ansicht möglicherweise etwas naiv und kurzsichtig sein mag, sollte sie grundsätzlich zutreffend sein. Umso wichtiger sind unabhängige Testberichte, wie ihr sie bei uns auf ChinaHandys.net findet. Unsere Tests werden von keinem Hersteller “gesponsort” und Werbe-Artikel werden klar als solche gekennzeichnet.
Der Gadget-Hersteller Aukey sollte sich jedenfalls schnellstmöglich mit Amazon einigen, da die Produkte auch im Westen sehr beliebt sind. In den hiesigen Breitengraden kommt man als Anbieter von Waren nicht an Amazon vorbei. Gleichzeitig hoffen wir, dass der bekanntgewordene Leak zu einem Umdenken sorgt und Fake-Rezensionen in Zukunft weniger zum Einsatz kommen. Wir glauben allerdings, dass es dafür schon zu spät ist. Das Review-System von Amazon ist einfach fundamental gescheitert.
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Der Mehrwert von Rezensionen wird leider immer geringer. Nicht dass er komplett nicht mehr aussagekräftig ist, aber es wird schwieriger sich daran zu orientieren. Dass es eine entprechende Sub-Branche gibt, die sich auf das pushen ausgerichtet hat, ist auch kein Geheimnis. Inzwischen muss man sich fast mehr mit den Rezensionen, als mit dem Produkt selber beschäftigen (oder dies halt einfach kaufen, ins Risiko gehen und eigene Erfahrungen machen). Ich bin viel im Bereich Elektronik unterwegs und habe u.a. über Amazon dadurch auch Einiges der im Artikel genannten Marken in den Händen gehabt. Bis auf ein paar Ausrutscher war es selten… Weiterlesen »
Amazon hat zumindest bei uns keinerlei Marktmacht gehabt, wenn man auf die Umsatzzahlen schaut. Ich weiß nicht, welchen Einfluss Corona auf den Einzelhandel hatte und hat, aber 2019 wurden nur knapp 10 Prozent des Umsatzes im Online-Geschäft getätigt, nämlich etwa 58 Mrd. € von 585 Mrd. €. Rechnet man Lebensmittel raus, sind es 400 Mrd. € Amazon hat davon etwa 10,5 Mrd. €, obwohl das anscheinend auch mehr sein könnte. Aber nicht einmal 2% bzw. nicht einmal 3% kann man nun schlecht als Marktmacht bezeichnen, hätte ich jetzt gesagt. Aukey könnte in Deutschland vielleicht mehr Geld verdienen, wenn sie sich… Weiterlesen »
Amazon wirft auch Bewertungen raus, wenn Sachen dort nicht gekauft werden. In meinem Fall war es eine Bewertung für das Redmi Note 10 Pro. Am Anfang meiner Bewertung ging alles durch bei der Prüfung von Amazon 23Personen fanden die Bewertung hilfreich laut Amazon. Dann schrieb ich immer was es Neues gab an Software und Fehler Behebung und auf einmal war meine Bewertung gelöscht. Dabei war die Bewertung mit 5Sternen vergeben. Das war die erste Bewertung von mir die gelöscht wurde durch Amazon bei dort gekauften Artikeln oder woanders gekauften Artikeln. Was ich mir aber angewöhnt habe ist immer erst die… Weiterlesen »
Was ganz gut klappt, ist sich nach negativen Kommentaren zu orientieren. Fehler, die dort beschrieben sind, hatte ich sehr oft (nicht immer) auch bei mir nach dem Kauf festgestellt. Zuletzt wieder mit einem dann doch gekauften 4.5 Sterne WLAN-Adapter, der am Ende leider tatsächlich nach wenigen Wochen zu Verbindungsabbrüchen neigt.
Auf eine negative Rezension meinerseits zu Aukey Kopfhörern bekam ich nacheinander zwei Mails in abenteuerlichem Deutsch, diese doch zu löschen – im Gegenzug würde ich 30€ (?) erhalten.
Genau so mache ich das auch… Die schlechteren Bewertungen sind meistens ziemlich realistisch als die Lobeshymnen.
Das mag in diesem Fall zutreffen. Allerdings sind auch ein Großteil der 1-Sterne-Bewertungen nutzlos, da viele Nutzer komplett unfähig sind, mit dem Gerät richtig umzugehen und falsche Annahmen treffen, manchmal sogar zu dämlich zum Lesen der Anleitung (falls eine beiliegt).
Wirklich aussagekräftige Rezensionen mit absoluten Werten (keine nichtssagenden relativen Aussagen wie schlecht/langsam etc.) und Kontext (System, Schnittstelle, sonstige Variablen) findet man höchstens in einem von hundert (eher tausend) Fällen, deswegen sind die Sterne als Bewertung grundsätzlich untauglich…
Ich schaue mir ebenfalls eher die 2 – 4 Sterne an, bei denen wenigstens 10 Zeilen geschrieben stehen und die als verifizierte Käufe markiert sind. Rezensionen, die mehr Rechtschreibfehler als Wörter haben, ignoriere ich unabhängig von den Sternen. Allerdings beginne ich immer mit der Ansicht, wo die kritischste und die positivste Rezension nebeneinander stehen. Manchmal sind die beiden richtig gut und ich habe mit diesen beiden das Gefühl, einen Eindruck vom Produkt zu haben.
Ingrid A. : Ist nicht meine Erfahrung. Hast du mal ein Beispielprodukt, wo man das nachvollziehen kann?
Bisschen mitdenken muss man natürlich schon. Wenn zwei, drei Leute, die einigermaßen kompetent wirken, denselben Defekt beschreiben, werd’ ich vorsichtig.
Etwas schief wird es bei subjektiven Mängeln. Meine FFP2 Masken, die einigen zu klein und der Gummi zu kurz war, passen mir perfekt. Da haben manche wohl nicht realisiert, dass sie ‘ne Riesenbirne auf dem Hals tragen.
Viele Dummnasen kritisierten auch vermeintliche Löcher, die keine waren, sondern Schweißpunkte.
Das Problem ist dass Amazon teilweise Bewertungen zu unterschieldichen Geräten in eine Topf wirft und diese nicht kennzeichnet bzw. nicht sortieren lassen. Dadurch ist es teilweise unmöglich sich einen richtigen Überblick zu verschaffen.
Das einem Geld für die Rücknahme oder Abgabe für eine positive Bewertung geboten wird kenne ich auch.
Man kann die filtern.
Allerdings muss man erst bis zum Ende der Rezensionen scrollen, dann “alle Rezensionen anzeigen” anklicken und auf der nächsten Seite, wenn man etwas scrollt, kommt eine Leiste mit Filtern. Statt “Alle Formate” kann man sich dann auch nur Rezensionen für den gewählten Artikel anzeigen lassen.
Wenn dem so ist dann richtig so.
ALLERDINGS sollte Amazon mal anfangen die Bewertungsart ganz allgemien zu überholen. Wenn beispielsweise unter einem Produkt Bewertungen zu zig anderen Artikeln auftauchen und vermischt werden ergibt das Bewertungssystem keinen Sinn mehr.