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Nachdem Launch im Sommer muss sich die Amazfit Bip 5 nun unserem Test stellen. Die Smartwatch im quadratischen Design ist bereits für 90 € zu haben und soll in erster Linie mit ihrem großen Display und der langen Akkulaufzeit überzeugen. Ob diese Rechnung aufgeht und die Bip 5 sich von der Konkurrenz im Preisbereich abheben kann, erfahrt ihr im Testbericht.
Unterschiede zum Vorgänger
Amazfit überspringt in der Modellfolge die 4, unser Testmodell muss sich also an der Amazfit Bip 3 Pro (zur Ankündigung) messen. Im Vergleich zu dieser wachsen die Display- und damit auch die Gehäuseabmessungen an. Und auch die Breite des Armbands nimmt von 20 auf 22 Millimeter zu. Insgesamt wirkt die Amazfit Bip 5 so um einiges massiver als ihr Vorgänger und erscheint an schmalen Handgelenken etwas klobig. Die Krone der Bip 3 weicht einem Druckknopf, welcher weniger weit aus dem Gehäuse hervorsteht und beim Abknicken des Handgelenks nicht versehentlich gedrückt werden kann. Schade ist der Wegfall der Wasserdichtigkeit von 5 ATM. Zwar bleibt der Bip 5 die IP68-Zertifizierung erhalten, diese garantiert allerdings nur einen Schutz vor Wasser bis zu einer Tiefe von einem Meter bei maximal 30 Minuten. Schwimmen gehen sollte man jedenfalls mit beiden Uhren nicht.
Design und Verarbeitung
Was den Lieferumfang betrifft, so liegen der Bip 5 lediglich ein Ladekabel und eine Schnellstartanleitung bei. Mit Abmessungen von 46 x 38 x 11 Millimeter macht die Amazfit Bip 5 am Handgelenk alles andere als einen subtilen Eindruck. Hält man die Smartwatch jedoch in der Hand, überrascht das geringe Gewicht von nur 26 Gramm. Ursache hierfür ist sicherlich die Materialwahl. Abgesehen vom Displayglas besteht das Gehäuse der Uhr größtenteils aus Plastik. Dadurch wirkt in erster Linie die Haptik, aber auch die Optik etwas billig und die Zeit wird zeigen, wie widerstandsfähig sich das Material der Bip 5 gegenüber Kratzern und Stößen entpuppt. Das Glas zeigte leider nach der ersten Woche bereits erste Mikrokratzer auf seiner Oberfläche, obwohl die Uhr von stärkeren Stößen verschont blieb. Hier lohnt sich der Kauf einer Displayschutzfolie.
Tragekomfort
Das Anlegen der Amazfit Bip 5 ist unnötig umständlich. Nach der klassischen Dornschließe existiert keine Lasche, um den ungenutzten Rest außen am Armband entlangzuführen. Stattdessen stopft man diesen durch eine vorgesehene Öffnung und führt ihn zwischen dem Armband und dem Arm hindurch. Gelegentlich kann dieser Prozess schnell einmal zur Geduldsprobe werden. Ein Vorteil ist allerdings, dass sich selbst bei intensiver Bewegung der Verschluss des Armbands nicht löst. Angelegt schmiegt sich die Uhr beinahe subtil an das Handgelenk an und ist schnell vergessen. Durch das geringe Gewicht und das Silikon-Armband trägt sich die Amazfit Bip 5 auch über längere Zeiträume angenehm.
Display der Amazfit Bip 5
Unter gehärtetem Glas befindet sich der 1,91 Zoll messende Bildschirm. Mit dessen Auflösung von 320 x 380 Pixel ergeben sich 260 Pixel pro Zoll. Für eine Smartwatch ist dieser Wert absolut in Ordnung und bei gehobenem Handgelenk erscheinen die auf dem Display dargestellten Inhalte ausreichend scharf. Obwohl bereits auch in niedrigen Preisbereichen AMOLED-Technologie zum Einsatz kommt, setzt Amazfit, wie schon bei der Bip 3, auf ein TFT-Display. Dieses ist allerdings von hoher Qualität, die Blickwinkelstabilität ist schon fast mit selbstleuchtenden Bildschirmen vergleichbar und auch die Schwarzwerte überzeugen. Einziger Wermutstropfen hierbei bleibt, dass die integrierte “Always-On-Funktion” sich merkbar auf die Akkulaufzeit der Uhr auswirkt. Vermutlich deshalb ist in diesem Modus die Anzeigedauer des Displays auf maximal 20 Minuten begrenzt. Gegenüber der Bip 3 hat sich zudem bei der Helligkeitsregelung wenig getan. In dunkler Umgebung lässt sich das Display ausreichend dimmen und auch an hellen Tagen verfügt dieses über genug Kapazität, um ein problemloses Ablesen zu ermöglichen. Allerdings passt die Amazfit Bip 5 die Helligkeit nicht automatisch an. Klingt schlimmer, als es ist – während des Testberichts habe ich die Helligkeit nur zu Testzwecken angepasst. Durch die schiere Größe des Displays erkennt man die wichtigsten Inhalte auch im Sonnenschein. Eine positive Überraschung stellt die Beschichtung des Glases gegen Fingerabdrücke dar. Diese werden effektiv verhindert.
Kommunikation und Sensorik
Smartphones kommunizieren mit der Amazfit Bip 5 über Bluetooth 5.2 BLE. In der Smartwatch selbst ist außerdem ein 3-Achsen-Beschleunigungssensor zum Erfassen von Sportarten verbaut. Zudem erfasst die Bip 5 Trainingsrouten mit integrierter Standortbestimmung (GPS). Für Telefonate und der Nutzung von virtuellen Assistenten besitzt die Uhr ein Mikrofon und einen Lautsprecher. Vitalwerte liest die Amazfit Bip 5 über einen biometrischen PPG-Sensor aus. Wer sich für die Funktionsweise der Messungen interessiert, findet beispielsweise auf dieser Seite weitere Informationen. Mit dabei ist obendrein ein Sensor zur Messung des Blutsauerstoffgehalts.
Das System der Amazfit Bip 5
Hatte man über die letzten zwei Jahre eine Smartwatch von Amazfit in der Hand, ist man bereits mit Zepp OS in Berührung gekommen. Die App bietet diverse Features, deren Anzeige sich in Teilen an das eigene Nutzungsprofil anpassen lässt. Auf der Uhr ist der Aufbau des Systems folgender:
- Zifferblatt/Homescreen: Derzeit stehen 88 kostenlose Zifferblätter zur Auswahl, welche neben der Uhrzeit Aufschluss auf Schrittzahl, Akkukapazität oder Puls geben.
- Shortcuts: Vom Zifferblatt aus links lassen sich die verschiedenen Funktionen der Uhr über die App beliebig in einer Liste für den Schnellzugriff anordnen.
- Einstellungen: Wischt man auf dem Zifferblatt nach unten, lassen sich diverse Geräteeinstellungen ändern sowie Features wie eine “Taschenlampe” (praktisch ein weißer Bildschirm) und verschiedene Modi aktivieren.
- Nachrichten: Unter dem Homescreen werden Benachrichtigungen von Apps oder der Uhr selbst eingeblendet. Hervorzuheben sind hier die “Morgen-Updates” welche nach dem Aufstehen Infos wie das aktuelle Wetter und anstehende Termine anzeigen.
- Apps: Rechts des Zifferblatts swiped man durch die verschiedenen Apps der Uhr, welche sich ebenfalls in ihrer Reihenfolge bearbeiten lassen.
Insgesamt ist das System auf der Bip 5 übersichtlich und logisch strukturiert aufgebaut. Mithilfe der Zepp-App kann man dieses in gewissem Umfang den eigenen Prioritäten anpassen.
Die Zepp-App
Vom Aufbau her orientiert sich die zugehörige App auf dem Smartphone am System der Uhr. Auf dem Homescreen sind Gesundheitsdaten und Funktionen in Kacheln aufgelistet, welche ebenfalls nach eigener Präferenz angepasst werden können. Zudem haben das Tracking von Schlaf und Workouts separate Reiter erhalten, unter denen Details der Messungen und hilfreiche Erklärungen angezeigt werden. Gegen Bezahlung lassen sich zusätzliche Watchfaces und Apps für die Uhr erwerben, in beiden Fällen existiert allerdings eine ausreichende Anzahl kostenloser Alternativen. Zusätzlich lässt sich ein Abonnement für “Zepp Aura” mit der Amazfit Bip 5 nutzen. Für 10 € im Monat (3,33 € im Jahresabo) erhält man eine genauere Analyse des eigenen Schlafverhaltens sowie diverse Geräuschkulissen zur Unterstützung des Einschlafens und der Mediation.
Gesundheits- und Sporttracking
Zum Verifizieren der Messdaten der Amazfit Bip 5 wurde eine Withings Scan Watch verwendet. Zwar sollte man die Daten von Smart-Watches allgemein als Richtwerte ansehen, die Scan Watch sollte aufgrund ihrer medizinischen Zertifikate jedoch relativ nah an den tatsächlichen Werten liegen.
Puls und Blutsauerstoff
Erfahrungsgemäß erkennen Smartwatches niedrige Pulsraten recht zuverlässig, bei hoher Herzfrequenz werden die Ergebnisse dann ungenauer. Umso erstaunlicher ist, dass sich die Bip 5 und die Scan Watch auch in Bereichen von über 120 BPM kaum unterscheiden. Dieser Umstand spricht für die Genauigkeit der Bip 5 (oder der Ungenauigkeit der Scan Watch 😅). Beim Blutsauerstoff liegt die Bip 5 in der Tendenz ein bis zwei Prozentpunkte über der Scan Watch, insgesamt bleiben die Ergebnisse allerdings stimmig und es gab während des Testzeitraums keine Diskrepanzen vom normalen Wertebereich.
Schritte und Stehen
Auch bei der Schrittzahl waren sich beide Uhren relativ einig, der Abstand zwischen den Werten betrug am Ende des Tages nie mehr als 60 Schritte und das Ergebnis der Bip 5 deckt sich mit dem persönlichen Empfinden. Im Gegensatz zur ermittelten Zeit im Stehen. Die Sensoren der Uhr erfassen Stehzeit lediglich, wenn der entsprechende Arm richtig positioniert wird. Arbeit an einem Stehtisch wird beispielsweise nicht erfasst. Am Ende des Tages gibt der Wert also lediglich Aufschluss darüber, wie lange man (sinnlos?) herumgestanden ist.
Schlaf
Schlafzeiten werden seitens der Smartwatch akkurat erkannt und die Schlafphasen decken sich mit der Scan Watch. Bei der Bewertung sind sich die Uhren allerdings uneins. Während mir die Bip 5 konsequent eine Schlafqualität von um die 90 % attestiert, ordnet das Gerät von Withings die Güte meiner Nächte eher zwischen 70 und 80 % ein. Vermutlich sind die Parameter Tiefschlaf, Dauer und Regelmäßigkeit in den Apps unterschiedlich gewichtet. Subjektiv liegt die Schlafqualität meist zwischen den Wertungen. Ich bin morgens nicht das Wrack, das Withings mir suggerieren möchte, fühle mich aber längst nicht so erholt, wie in der Zepp-App angezeigt wird.
Workouts
Die automatische Erkennung von Trainingseinheiten funktioniert, nach Aktivierung in der Zepp-App, zuverlässig. Die Uhr wurde zum Rudern, Laufen und Gehen getragen und erkannte sowohl die zurückgelegte Strecke über das eingebaute GPS als auch die Ruderschläge genau. Nach dem Training erhält man Aufschluss über dessen Effektivität und bekommt die Herzfrequenz in einem Zeitstrahl sowie die vorgeschlagene Erholungszeit übersichtlich angezeigt. Zusätzlich erhält man für Trainingseinheiten PAI-Punkte (PAI = Physical Activity Intelligence), welche man überwiegend durch körperliche Aktivität sammelt. Der PAI-Wert ergibt sich aus den Punkten der letzten sieben Tage und sollte idealerweise über 100 liegen. Laut Amazfit basiert dieser Wert auf der HUNT-Fitness Studie. Wissenschaftliche Studien können mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden. Gleichwohl ist das Punktesystem allerdings fraglos motivierend und setzt Anreize. Zudem behält man über die Gesamtpunkte den Überblick über das eigene Trainingspensum. Da PAI-Punkte vor allem über den Puls ermittelt werden, wird es außerdem mit fortschreitender Fitness schwieriger, diese zu sammeln, wodurch eine Unterforderung über die Zeit vermieden wird.
Akkulaufzeit der Amazfit Bip 5
Der 200 mAh große Energiespeicher der Bip 5 soll laut Amazfit bis zu 10 Tage durchhalten. In der Praxis wird dieser Wert sogar übertroffen. Trotz kürzester Zeitintervalle zwischen allen Messungen hielt die Uhr bei mir ganze 11 Tage ohne Ladekabel durch. Mit ausgereizter Always-On-Funktion (also 20 Minuten) halbiert sich die Zeit allerdings auf knapp über 6 Tage. Man sollte also abwägen, ob die längere Anzeige des Zifferblatts eine quasi Halbierung der Akkulaufzeit rechtfertigt.
Testergebnis
Wer in erster Linie einen günstigen Fitness-Tracker mit Zusatzfunktionen und keine waschechte Smartwatch sucht, ist mit der Amazfit Bip 5 gut beraten. Die Messungen ergeben größtenteils Sinn und können als Einordnung der Trainingsleistung dienen. Eine Stärke von Zepp-OS ist dabei die übersichtliche Anzeige der Daten. Zudem wirkt das PAI-System motivierend und hilft dabei, eine gewisse Regelmäßigkeit bei den Trainingseinheiten einzuhalten. Bis auf die Anzeige von Benachrichtigungen und der Installation von Minigames hat die Uhr allerdings an smarter Interaktion mit dem Smartphone wenig zu bieten. Wer in dieser Hinsicht mehr erwartet, ist mit Wear-OS besser bedient.
Alternativen
Für das entsprechende Nutzungsprofil der Bip 5 kommt die naheliegendste Alternative aus dem eigenen Haus. Die Bip 3 Pro besitzt keinen verbauten Lautsprecher, kann allerdings mit einer höheren Zertifizierung gegen das Eindringen von Wasser und dem kleineren Formfaktor punkten. Zudem ist die Uhr günstiger und das Armband leichter zu schließen. Wer also auf Trainingsansagen und Telefonate in durchwachsener Audioqualität über das Handgelenk verzichten kann, sollte zum Vorgänger greifen.
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Die Kritik zu dem Armband kann ich nicht bestätigen. Hab so eines an einer Withings und das geht einfach einzuschieben und keine Lasche mehr die verrutscht. Für mich die beste Lösung
Ich finde die Uhr vor allem wegen des Displays interessant. Ich habe aktuell die gtr 3 pro. Finde das Runde Design bei solchen SmartWatches einfach “verschenkt”. Wegen des Platzes bzw. Anzeige von Nachrichten etc.
Wie würdest du beide im Vergleich sehen? Zepp 1 vs zepp 2? Gruß
Als Alternaive würde ich die MI Watch sehen, die gibt es aktuell für etwa ab 70€, aber auch immer wieder im Angebot für um die 40€.
Leider wurde erneut verpasst der BIP NFC und damit einhergehend endlich, endlich die Bezahlfunktion hinzuzufügen!
Servus, an meinem Arm ist gerade die Amazfit Balance, die hat Amazfit Pay endlich bekommen. Ansonsten gibt es jetzt auch das Mi Band 7 NFC: https://www.smartzone.de/xiaomi-smart-band-7-nfc-im-test-mit-bezahlfunktion-und-alexa-unterstuetzung/. Danke für den Hinweis mit der Mi Watch, auch die Mi Watch Lite war eigentlich schon die “bessere” Bip damals: https://www.smartzone.de/xiaomi-mi-watch-und-mi-watch-lite-im-test/
Beste Grüße
Jonas
Vielen Dank für den Tipp bezüglich der Balance. Ich werde es mir bei Gelegenheit ansehen, und ich nehme an, es wird einen Test von dir dazu geben?
Den Bericht zum Band 7 habe ich aufmerksam durchgelesen, auch wenn es aufgrund des fehlenden GPS von vornherein ausscheidet.
Die MI Watch habe ich mir zugelegt, als es das erstaunliche Angebot bei Saturn/Mediamarkt für etwa 34€ gab, und bisher bin ich zufrieden, besonders als Nachfolger der ursprünglichen BIP.
Aber das bezahlen geht immer nur über den Umweg mit der Curve Card richtig?
Servus, Xiaomi gibt auch noch zwei weitere an mittlerweile: EURO Kartensysteme GmbH und UAB ZEN.com. Ersteres ist, glaube ich, eine Kreditkarte der Sparkasse. Aber Curve ist wirklich schnell und unkompliziert eingerichtet und eine praktische Sache. Ich habe grad die Watch S3 am Arm und auch da läuft wieder alles problemlos.
beste Grüße
Jonas