Gearbest hat unter seiner Eigenmarke Alfawise einen neuen 3D-Drucker rausgebracht: den Alfawise U20. Was der 3D-Drucker für derzeit knapp 250€ zu bieten hat und ob er sein Geld auch wirklich wert ist haben wir für euch herausgefunden.
So ziemlich jedem, der sich mit der Technik-Welt aus Fernost befasst, dürfte der Name Gearbest ein Begriff sein. Dabei denken die meisten richtigerweise an den gleichnamigen Online-Händler, der Technik-Produkte aller Kategorien weltweit versendet und als einer der größten in diesem Bereich gilt. Was dabei viele nicht wissen ist aber, dass besagtes Unternehmen auch eine eigene Eigenmarke namens Alfawise im Portfolio führt. Das Konzept lässt sich dabei recht gut mit dem des bekannten amerikanischen Konzerns Amazon vergleichen, der die Marke Amazon Basic ins Leben gerufen hat.
Logischerweise konzentriert sich Gearbest aber im Vergleich dazu bisher primär auf technische Gerätschaften wie Beamer, Smartwatches und Kopfhörer sowie auch elektrische Zahnbürsten oder Rasierer. Dabei liegt auf der Hand, dass das Unternehmen sicherlich kaum eines der Produkte selber entwickelt oder produziert sondern entsprechend bei chinesischen Herstellern ordert und anschließend nur noch das eigene Logo anbringen lässt. Eine gängige Praxis, die unter anderem auch viele westliche Hersteller betreiben.
Kommen wir jetzt aber, nach diesem kurzen Ausflug in die Welt der Technik zum eigentlichen Thema dieses Beitrags. (Wer sich mehr Informationen dazu wünscht ist gerne eingeladen mich mit einem Kommentar darauf hinzuweisen. Gerne kann ich dann bei entsprechendem Interesse einen Beitrag darüber verfassen.) Neben den bereits genannten Produkten finden sich bei Alfawise nämlich auch 3D Drucker und da Konkurrenzprodukte aus China bei uns schon mehrfach einen guten Eindruck hinterlassen konnten, haben wir uns kurzerhand den Alfawise U20, einen nur 250€ teuren 3D Drucker unter die Lupe genommen.
Hardware
Der Alfawise U20 ist abermals ein 3D-Drucker, der sich am Platzhirschen Creality3D CR-10 orientiert und wie dieser ein Bauvolumen von 300 x 300 x 400 mm besitzt. Wie auch der Genspender lässt sich der U20 nach dem Entnehmen aus der gut gesicherten Transportbox innerhalb kürzester Zeit zusammenbauen. Dazu bedarf es nämlich nur des Verschraubens des Unterbaus, inklusive beheizter Bodenplatte, mit dem Aufbau. Erfreulich ist dabei, dass die vorgebohrten Löcher in den Alubauteilen sauber sind und am Ende nichts schief oder verkantet ist. Nachdem man diesen Schritt hinter sich gebracht hat muss nur noch die Controlbox, die sämtliche Elektronik beherbergt, mit den entsprechenden Sensoren und Motoren verbunden werden.
Dabei hilft zum einen die gut verständliche Bedienungsanleitung auf Englisch und die Aufdrucke an den jeweiligen Kabeln, so dass in meinem Fall der U20 schon nach 30 Minuten einsatzbereit war. Im zusammengebauten Zustand besitzt der U20 die Maße 575 x 688 x 740 mm und wiegt rund 14kg.
Damit beim Aufbau und auch später bei der Nutzung nichts im Wege steht liegt dem U20 das übliche Zubehör bei – konkret umfasst der Lieferumfang:
- USB-Kabel
- Micro-SD Karte
- Micro-SD Kartenleser (USB)
- mehrere Imbussschlüssel
- mehrere Schraubenschlüssel
- Filamentzange
- 200g Filament (gelb)
- Kabelbinder
- Spatel
- Filamenthalter
Dem Alfawise U20 lässt sich unterm Strich eine recht solide Verarbeitung attestieren. Erfreulicherweise lässt sich der Riemen der X-Achse leicht spannen. Leider trifft das aber nicht gleichermaßen bei der Y-Achse zu. Hier kann man dies nur am schlecht zugänglichen Heizbett vornehmen. Dieses lässt leider auch noch Raum für Kritik, indem auf eine Wärmeisolierung verzichtet wurde. Auf der anderen Seite leistet das Netzteil 15A bei 24V womit im Vergleich zu anderen Druckern, die normalerweise auf 12V setzen, ein schnelleres Aufheizen möglich sein sollte. Bei der Z-Achse setzt der U20 leider nur auf einen Antrieb.
Betrieb
Der Alfawise U20 versteht sich mit ABS, PLA ,PP und PVA-Filament mit einem Durchmesser von 1,75mm und kann beim Drucken eine Geschwindigkeit von bis zu 150 mm/s erreichen. Der Durchmesser der Düse beträgt 0,4mm. Bevor diese Daten jedoch beim Druck zum Tragen kommen, gilt es den U20 vorerst zu kalibrieren. Das erfolgt ganz einfach über die entsprechende Funktion die über das farbige 2,8 Zoll Touch-Display aufgerufen wird und die Verstellschrauben unterhalb des Druckbetts. Dabei sollte man drauf achten, dass ein Blatt Papier zwischen Düse und Druckbett geradeso noch durchpasst.
Apropo Display: dieses lässt sich auch noch aus schlechten Winkeln gut ablesen und ermöglicht Zugriff auf alle Funktionen in übersichtlicher Art und Weise. Nach der Kalibrierung kann es auch schon mit einer Datei im .stl, .obj oder .g-code Format losgehen. Entweder befindet sich diese auf der mitgelieferten Micro-SD Karte oder man schließt den Drucker direkt via USB an den eigenen Rechner an. Als Software auf dem PC bietet sich das altbekannte Cura (z.B. hier zum downloaden – Open Source) an, für welches der Hersteller auch ein Drucker-Profil mitliefert.
Vor dem Druck geht der Drucker in der Aufwärmphase, die nur 2 Minuten und 30 Sekunden in Anspruch nimmt. Dabei kann das Heizbett eine Temperatur von bis zu 100 Grad erreichen und die Düse eine Temperatur von 250 Grad. Zudem besitzt der U20 erfreulicherweise einen Schutz gegen Stromausfall und einen Filamentsensor. In der Praxis bedeutet das, dass der Drucker automatisch in solch einem Fall den Druck stoppt und anschließend wieder an der entsprechenden Stelle fortsetzt.
Druckqualität
Die Druckqualität des Alfawise U20 ist leider nur mittelmäßig und führte bei mir im Test nicht zu großer Begeisterung. Druckergebnisse anderer Drucker sind einfach nochmal detailgetreuer und fehlerfreier. Die schlussendliche Druckdauer der jewiligen Objekte hängt selbstverständlich stark von der ausgewählten Layerhöhe ab.
Bei 3D-Druckern sollte man zudem die Beschaffenheit des Druckbett nicht unterschätzen. Zum einen kann sie dazu führen, dass der Druck nicht richtig haftet und damit nicht sonderlich gelingt. Zum anderen können die Drucke wiederum zu sehr haften, so dass diese nur mit erheblichen Kraftaufwand vom Druckbett lösbar sind. Glücklicherweise trifft beim Alfawise U20 keines der beiden Phänome zu. Die beschichtete Glasplatte besitzt eine gute Haftfähigkeit, nach dem Abkühlen des Druckbetts lässt sich der Druck aber auch sehr leicht abnehmen.
Testergebnis
An sich ist der Alfawise U20 ein solider 3D-Drucker, der sich sowohl für Einsteiger als auch Fortgeschrittene eignet und ein großes Bauvolumen bietet. Der Aufbau geht leicht von der Hand und auch die Verarbeitung machte im Test rundum einen guten Eindruck. Leider siedeln sich die Druckergebnisse aber nur im Mittelfeld an und werden vom Konkurrenzprodukt Anycubic i3 Mega, das sich ebenfalls schon bei uns im Test befand, geschlagen. Wer also bereit ist die Differenz noch draufzulegen profitiert in unseren Augen in allen Belangen. Zudem ist der große Bruder, der Alfawise U10 auf dem Papier zumindest dem U20 deutlich überlegen.
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