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Ich wollte ja diesen Test bei einem Einzeiler belassen. Nach dem Motto „Nein, einfach nein“. Was erwartet euch also? Nun ja, die Alfawise Bone Kopfhörer. Ein komisches Gebilde an Wireless Kopfhörern. Starr verbunden. Keine In-Ears. Sound der durch die Knochen geht? Schon allein die Größe wirkt fehl am Platz, aber lest selbst.
Design / Verarbeitung / Lieferumfang
Zugegeben, im ersten Moment wirken die Alfawise J20 Bone gar nicht so schlecht. Die Verarbeitung scheint auf den ersten Blick gelungen. Kein Teil, das sich nicht bewegen soll, bewegt sich. Die farbliche Abstimmung ist in höchstem Maße Geschmackssache und trifft nicht gerade meine Vorlieben, Fans von Tarnfarben gefällt es aber vielleicht.
Der Clou bei den Bone: Der Ton soll nicht direkt in den Gehörgang abgegeben werden, sondern, wie der Name schon sagt, über die Knochen. Der Kopfhörer sitzt also direkt vor dem Ohr, nicht darauf oder im Gehörgang. Das ist eine sehr untypische Lösung. Beworben wird vor allem, dass die Bone wesentlich weniger Keime und anderen Schmutz aufnehmen sollen, da sie ja nicht in Berührung mit dem Gehörgang kommen. Des Weiteren soll auch das Gehör an sich geschützt werden, da zu lautes Musik hören, insbesondere bei direkter Beschallung über lange Zeit, durchaus sehr schädlich sein kann. Meiner Meinung nach lässt sich beides aber nicht unbedingt halten, zumindest nicht komplett.
Allerdings hört es nach diesem anfänglichen Lob auch schon auf. Die Idee ist mir nicht fremd. Statt eines lockeren Nackenband-Kabels verbaut Alfawise bei den Bone ein starres Band. Soweit so gut, die früheren Wireless Kopfhörer mit Sportfokus hatten oft ein starres Band, um mehr Halt zu gewährleisten. Oft war dies jedoch verstellbar, wenigstens um ein paar Zentimeter, um es zumindest etwas an seinen Kopf anzupassen. Bei den Bone gibt es diese Möglichkeit nicht.
Die eigentlichen Kopfhörer wirken riesig. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Etwas größere Treiber könnten der In-Ear-Welt an sich gut tun. Allerdings wirkt das Gehäuse so klobig und irgendwie un-ergonomisch, dass ich mich doch sehr frage, ob jemals jemand in der Entwicklung diese Kopfhörer getragen hat. 2,5 cm ist das Gehäuse lang, 2,1 cm breit und ganze 1,5 cm dick. Ein echter Brummer. Der Lautsprecherausgang ist nicht durch ein kleines Alugitter geschützt, sondern durch eine Gummiabdeckung. Diese lässt sich auch noch super leicht lösen, obwohl das nicht vorgesehen ist. Wasserdicht würde ich das Konstrukt also nicht unbedingt nennen.
Die Ohrbügel sind nicht aus Gummi, sondern Hartplastik und damit unbeweglich. An der rechten Seite, an dem dickeren Teil des Gehäuses, befindet sich eine kleine Bedienungseinheit. Zwei Knöpfe, laut und leise, eine LED und die schwer zu öffnende Ladebuchse (Mikro USB) sind hier zu finden. Vermutlich steckt direkt dahinter noch der Akku. Ein weiterer Knopf befindet sich an der Außenseite und dient als Start/Pause Button. Das Band, das die beiden Teile zusammenhält, ist elastisch und ca. 16 cm lang. Es fällt allerdings trotzdem sehr starr aus.
Lieferumfang der Alfawise J20 Bone
Ich habe heute leider Kein Foto für euch, aber die Verpackung der Alfawise J20 Bone fällt recht extravagant aus. Eine Seite ist durchsichtig, man sieht die Kopfhörer also von außen. Die andere Seite ist weiß und mit den wichtigsten Daten sowie einem Schriftzug bedruckt. Da es keine Stöpsel gibt, fällt der Inhalt etwas arg mau aus.
– Bedienungsanleitung (englisch)
– Mikro-USB auf USB-A Kabel (20 cm)
Tragekomfort
Okay, sehr schwierig in diesem Fall. Mir haben die Bone überhaupt nicht zugesagt. Das kurze Band lässt keine Justierung zu, die Bone drücken also bei größeren Köpfen stärker als bei kleinen. Beim Abspielen liegen die Kopfhörer wie gesagt vor dem Ohr, nicht darauf. Das ist unangenehm, wenn man es nicht kennt, allerdings habe ich mich über den ganzen Testzeitraum nicht wirklich daran gewöhnt. Das mag auch mit der Vibration zusammenhängen. Bei hohen Lautstärken sind die anscheinend unvermeidlich. Zu Beginn ist mir davon sogar etwas schwummrig geworden.
Das Gewicht geht mit 45 g in Ordnung. Viel mehr stört der durchgängige Druck. Aufräumen und verstauen lassen sich die J20 Bone auch nicht besonders gut. Durch das recht starre Konstrukt fällt die Hosentasche schonmal flach, aber auch in anderen Taschen verbraucht der Wireless Kopfhörer recht viel Raum.
Man muss schon echt auf solche Kopfhörer stehen und gut mit dem angedachten Design zurechtkommen. Ich glaube, vielen wird es gehen wie mir, da sind mir In-Ears oder Over-Ears deutlich lieber. Ja klar, man nimmt seine Umgebung besser wahr, da die Ohren nicht be- oder verdeckt sind, aber alle anderen außen rum, hören sehr gut mit. Und dann diese ständigen Vibration. Nein Danke.
Sound
Ähnlich schwierig lässt sich der Sound einordnen. Die Bone sind auch meine ersten „Kopfhörer mit Knochenübertragung“. Wirklichen Soundgenuss konnte ich nicht feststellen. Mit ein paar zugedrückten Augen war das gebotene noch brauchbar. Allerdings habe ich nur den Vergleich zu normalen Kopfhörer Typen. Dagegen sehen die Bone nicht wirklich Land.
Rohdaten:
Frequenz: 0–20000 Hz
Bluetooth: 5.0
Reichweite: 15 Meter
Widerstand: 10 Ohm
Einzelnutzung: Ja
Lautstärke: 84 dB
Apt-X: Nein
Codecs: A2DP1.3, HFP1.7, HSP1.2, SBC, AVRCP1.6, AVDTP, GAVDP
Akkukapazität: 40 mAh / 3,7V
Wasserresistenz: IP65 (mit bedenken)
Soundqualität
Kommen wir gleich zur Sache. Bässe sind irgendwie nicht wirklich vorhanden. Tiefen im Allgemeinen Fehlen quasi völlig. Dafür gibt es den „Bass“ als Direktübertragung auf die Knochen, als Vibration. Das ist sich nicht so gewollt und verzerrt den Klang. Sehr gut hörbar ist das, wenn man die Kopfhörer festhält, dann können sie nicht vibrieren und klingen sie etwas besser.
Höhen werden im gegebenen Rahmen recht gut abgebildet, sind aber kein Vergleich zu In-Ears wie den Xiaomi oder Redmi AirDots. Mitten hört man insgesamt am klarsten und am verzerrungsfreisten heraus. So wirklich überzeugt bin ich aber auch hier nicht. Vielleicht ist es auch gar nicht der Anspruch von solchen Kopfhörern, astreinen HiFi Sound zu liefern, allerdings finde ich die Qualität doch etwas schwach.
Pairing
Erstaunlicherweise ist das recht unkompliziert und schnell. Beim Anschalten den Knopf gedrückt
halten, schaltet die J20 in den Pairing-Modus. Das Smartphone des Vertrauens findet die Kopfhörer sehr schnell, die Verbindung ist dann nur noch einen Knopfdruck entfernt.
Auch das Wiederverbinden funktioniert dank Bluetooth 5.0 problemlos und super schnell. 1 – 2 Sekunden dann ist der „Knochen“ wieder gekoppelt. Als Hilfe gibt es eine gute englische Sprachausgabe, die einen immer auf dem Laufenden hält. Ab 10 % Akkustand nervt diese dann in regelmäßigen Abständen damit, dass man doch bitte seine Kopfhörer aufladen möge. Die restlichen Funktionen belaufen sich auf lauter/leiser sowie play/pause. Anrufe könne auch angenommen und abgewiesen werden.
Sprachqualität
Etwas seltsam hat ein Telefonat ja schon angemutet. Alle um einen herum können hören, was der Gegenüber sagt. Gerade in geschlossenen Einrichtungen wie Bus oder Bahn stell ich mir das sehr unangenehm vor, probiert habe ich es dort nicht. 🙂
Zugegeben, man versteht den Partner sehr gut und auch selbst wird man ordentlich verstanden. Das Mikrofon sitzt ja durchaus auch ein paar Zentimeter näher an dem Mund als üblich.
Trotzdem, Telefonate sind in er Regel recht privat und diese Privatsphäre können die Alfawise Bone nicht bieten. Und ich rede hier nicht von voll aufgedrehter Lautstärke.
Die Verbindung war über weite Stecken und durch eine Wand hindurch stabil. 14 Meter habe ich maximal gemessen, allerdings hat es dann schon eine Rolle gespielt, ob man sich vom Host Gerät abgewandt hat oder nicht.
Akkuleistung
170 mAh bringen der Alfawise Knochen auf die Waage. Nicht besonders viel für so ein sperriges Gerät. Die meisten Wireless Kopfhörer kommen auf 300 mAh. Dementsprechend ist auch die Laufzeit recht knapp. Alfawise spricht von 5 Stunden (Standard Lautstärke – was auch immer das ist), bei 50 % waren aber schon keine 5 Stunden drin. Erst bei ca. 30 % erreichte ich diese Regionen, da war der J20 Bone aber schon echt leise.
Höhere Lautstärken lassen die Spieldauer dementsprechend schmelzen. Bei noch akzeptablen 70 % waren nur etwas über 4 Stunden drin, das ist kaum mehr als bei guten True Wireless Kopfhörern.
Die Ladezeit war allerdings ordentlich. Nach weniger als zwei Stunden standen wieder 100 % auf der Uhr. Das Bild oben stimmt übrigens nicht ganz. Nach 10 Minuten laden waren immerhin 45 Minuten Hören drin.
Testergebnis
Ich bin nicht mit den Alfawise Bone warmgeworden. Vielleicht habe ich das bahnbrechende Design hinter diesen Kopfhörern nicht erkannt und in 10 Jahren hat jeder die Alfawise Bone 15 – Spaß beiseite.
Ich glaube die Idee ist nicht so schlecht. Die Umsetzung ist nur nicht ideal und vielleicht gibt es Kopfhörer, die das ganze Design besser umsetzen. Die Alfawise Bone tun dies für mich nicht. Ich kann sie nicht weiterempfehlen und wenn man nicht akute Probleme mit In-Ears hat, gibt es weder vom Tragekomfort noch vom Sound her einen Grund umzusteigen. Und selbst dann gäbe es da noch Over Ears. Vielleicht pappt man sich in Zukunft einzelne Earbuds an den Knochen und hat ein besseres Ergebnis. Für die Meisten dürften die Alfawise Bone aber nichts sein.
Der Hygienevorteil mag ein gewisses Gewicht haben. Ich glaube allerdings nicht, dass besonders viele Leute am eigenen Ohrenschmalz erkranken. Wer Interesse hat, schaufelt sich mit den J20 wenigstens nicht ins finanzielle Grab. Für rund 25 € kann man nicht so viel falsch machen und bei Interesse mal reinschnuppern. Begeistert waren wir aber nicht.
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