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Der Aiways U5 ist ein weiterer chinesischer Mittelklasse-SUV auf dem deutschen Automarkt. Mit viel Platz, sportlichen 204 PS und großem 63 kWh Akku möchte der SUV preisbewusste Kunden ansprechen. Ob das bei einem Kaufpreis von knapp 30.000 Euro wirklich klappt und wie sich das Aiways U5 in der Praxis schlägt, erfahrt ihr in diesem ausführlichen Testbericht. Nach knapp 500km ziehe ich ein Fazit und vergleiche den Mittelklasse-SUV mit dem MG ZS EV und meinem privaten Seat Mii electric Kleinwagen.
Einleitung
Das zweite chinesische Elektroauto hat den Weg zu uns gefunden. Beim Aiways U5 handelt es sich ebenso wie beim MG ZS EV um einen SUV. Wir hätten im übrigen auch lieber Kleinwagen im Test, aber da halten sich die Chinesen noch sehr zurück. Viel Auto für wenig Geld schreibt sich auch Aiways auf die Fahne und ein Blick auf die Preisliste bestätigt das auch. Mit zwei Versionen wird man nicht zu teuren Zusatzoptionen bewegt, sondern hat einfach die Wahl zwischen Standard und Premium. Die Unterschiede im Detail findet ihr unter der Tabelle, die gleich folgt. In der Standardversion kostet der Aiways U5 30.000 Euro (inklusive aktuellen Umweltbonus BAFA) und in der Premium-Version kommen lediglich 3.000€ dazu.
Sehr spannend ist das Vertriebskonstrukt von Aiways. Während bei MG nicht immer ein entsprechender Händler in direkter Nähe zu finden war, ist das beim Aiways U5 ganz anders. Verkauft wird der Elektro-SUV über EURONICS und den Service übernimmt ATU. Damit hat man 531 ATU Filialen in ganz Deutschland zur Auswahl. Der Elektrofachmarkt ist in meinen Augen auch eine gute Anlaufstelle für ein Elektroauto und dort holt ihr euer Fahrzeug nach der Bestellung auch ab. Was aktuell komplett fehlt, sind günstige Leasing-Angebote für den Aiways U5, aber die werden hoffentlich in den nächsten Wochen und Monaten noch folgen.
Aiways U5 im Videotest
Im Vergleich mit dem MG ZS EV und dem Seat Mii electric (VW Up / Skoda CityGo)
MG ZS EV | Aiways U5 | Seat Mii electric | |
Motorleistung | 105 kW/ 143PS / 353 Nm | 150 kw / 204 PS/ 310 Nm | 61 kW/ 84 PS |
Fahrleistung | 0-60: 3,1 sek | 0-100: 7,5 sek | 0-50: 3,9 sek |
Akkukapazität / Reichweite | 44,5 kWh/ 263 km | 63 kWh/ 410km | 36,8 kWh/ 260km |
Verbrauch (WLTP) | 18,6 kWh/100km | 16,8kWh/100km | 14,4-14,9 kWh/100km |
Ladegeschwindigkeit Max | DC:104 min AC: 7.1 h | DC: 20-80% 35min AC: 7.38h 80% | DC:1 h 80% AC:4 h 80% |
Abmessungen | 4.314mm/ 1.809mm/ 1.644mm | 4.680mm/ 1.870mm/ 1.700mm | 3.556mm/ 1.645mm/ 1.481mm/ |
Gewicht | 1.518kg | 1.720 kg | 1.235 kg |
Garantie | 7 Jahre/ 150 000km | 5 Jahre/ 150.000km / 75% Akku nach 5 Jahren oder 150.000 km | 8 Jahre auf Batterie/ 5 Jahre bzw. 100 000km |
Preis (ohne Umweltbonus) | 31.990€ | 37.695€ | 20.650 € |
Der Aiways U5 ist nochmals größer und schwerer als der MG ZS EV. Auch das Elektroauto von Aiways kommt lediglich in zwei Versionen auf den Markt und der Aufpreis von 3.000€ für die Premium Variante hört sich fair an. Ihr bekommt für diesen Aufpreis die 19 Zoll Felgen, ein extra Bedienfeld für die Klimatronic, die Lederausstattung, einen Parkradar vorne, ein elektrisches Panorama-Schiebedach, ein Qi-Ladepad und eine elektrische Heckklappe. Ob die zusätzliche Ausstattung den Aufpreis wert sind, muss jeder selbst entscheiden. Mir persönlich wäre das Schiebedach und die elektrische Heckklappe bereits den Aufpreis wert. Die eigentlichen Highlights des günstigen SUV gibt es aber auch in der Standardvariante.
Verarbeitung / Design / Innenraum
Den Aiways U5 gibt es in den Farben Blau (eher Türkis), Aubergine (dunkel lila) und Weiß. Für einen Aufpreis von 800€ kann man Weiß oder Blau mit einem schwarzen Dach kombinieren. Beim Innenraum hat man die Wahl zwischen Schwarz und Cremefarben (Weiß). Unser Testfahrzeug ist die Premiumvariante in der Farbe Aubergine mit schwarzem Innenraum. Optisch auffällig ist insbesondere bei Nacht das durchgängige Lichtband auf der Rückseite.
Ansonsten wirkt der SUV sehr wuchtig und die serienmäßigen LED-Scheinwerfer sind schick anzusehen. Letztendlich müsst ihr entscheiden, ob euch der Aiways U5 zusagt. Sehr speziell sind auch die einklappbaren Türgriffe, die man nicht wirklich gut greifen kann. Dass man hier in einem “billigen” China Flitzer sitzt, würde hingegen kaum jemand erwarten.
Auch der Innenraum versprüht Premium-Gefühl mit einer stets sauberen Verarbeitung. Das Leder ist ordentlich verarbeitet und Filz sorgt an vielen Stellen für das Gewisse extra. Im direkten Vergleich mit dem MG ZS EV ist der Aiways definitiv luxuriöser eingerichtet. Das Lenkrad hat eine speziellere Form und kann in der Tiefe und Höhe verstellt werden. Wie üblich ist die Hupe in der Mitte und die linke und rechte Seite sind mit Taten bestückt.
Mit Abmessungen von 4,68 x 1,87 x 1,7 Meter ist der Aiways U5 ein großer SUV mit richtig viel Stauraum. Allerdings eher zum Transport von Einkäufen und nicht gerade für Personen. Die Rückbank ist getrennt teilbar und lässt sich sogar flach zum Kofferraum hin umklappen. Dann stehen bis zum Dach 1675 Liter zur Verfügung und eine Tischplatte mit den Maßen 1,70 x 1 m passt ziemlich genau flach hinein. Zu den 1800 kg Leergewicht darf man lediglich 350kg zuladen. Für ein Fahrzeug in dieser Größe ist das nicht gerade viel. Dafür gibt es richtig viel Platz für die hinteren Personen und bei einer Belegung zu zweit auch eine Armlehne mit 2 Becherhaltern. Zu erwähnen wäre auch noch der kleine Frunk unter der Motorhaube, der immerhin genug Platz für das AC-Ladekabel bietet. Zugriff auf den Frunk erhält man nur durch den bekannten Hebel, der die Motorhaube öffnet. Bei der Haube muss man anschließend wie gewohnt einen mechanischen Hebel mit den Fingern umlegen. Das macht die Nutzung des Frunks denkbar unpraktisch und aufwendig.
Fahrer- und Beifahrersitz sind elektrisch verstellbar. In Kombination mit den Einstellungen am Lenkrad lässt sich so eine Sitzposition wählen, mit der man sowohl die Straße, als auch die drei Displays des Armaturenbrett perfekt im Blick hat. Zusätzlich gibt es noch ein großes 12,3 Zoll LC-Display in der Mitte des Aiways U5. Ansonsten bietet der SUV reichlich Platz mit viele Ablageflächen und Fächern im Innenraum. Es gibt allerdings kein Handschuhfach. Auch wenn ich mit meinen 1,87m Körpergröße den Fahrsitz bequem einstelle, sitzt man hinten im Aiways U5 nach wie vor wie ein König.
Meine Erfahrungen im Alltag – Vergleich mit meinem Seat Mii electric
Knapp 500 Kilometer habe ich in der Testwoche mit dem Aiways U5 in etwas 300km Autobahn, 100km Landstraße und 100km Stadtverkehr gefahren. Große und schwere Autos bieten einfach mehr Komfort und das merke ich im Vergleich zu meinem Seat sehr deutlich. Auf der Autobahn fühlt man sich sicherer und in der Stadt irgendwie privilegiert. Aber man muss auch mal etwas länger nach einem Parkplatz suchen. Mit einer Reichweite von 400km (WLTP) ist der Aiways U5 realistisch betrachtet immer noch ein Stadt/Landauto. Der Verbrauch auf der Autobahn ist einfach zu hoch und dauerhaft Langstrecken fahren, wird keinen Spaß machen. Man hat einfach die Möglichkeit mal ab und an längere Strecken auf der Autobahn zurückzulegen, das kann ich mit meinem Seat Mii electric eigentlich vergessen. Die Ladegeschwindigkeit ist dort einfach zu niedrig und die Reichweite zu gering. Aber auch der Aiways hat nicht so wirklich sein Spezialgebiet. Für Stadt und Land eigentlich zu groß und für häufige Langstrecken dann doch noch zu wenig Reichweite, bzw. eine zu geringe Ladegeschwindigkeit.
Im Alltag punktet der Aiways also mit viel Komfort und wirklich viel Platz. Auch mit einer vierköpfigen Familie wird es mit einem Mii einfach etwas eng. Im Vergleich zum MG ZS EV sehe ich die höhere Reichweite als klaren Vorteil des Aiways U5. Denn längere Fahrten auf der Autobahn machten auch mit dem MG kaum Spaß. Der Aiways U5 kann sogar noch optional mit einer Anhängerkupplung versehen werden.
Bedienung und Multimedia
Drei Bildschirme im Armaturenbrett und noch ein zusätzliches 12,3 Zoll Touchdisplay begrüßen einen nach dem Einsteigen. Das 8-Lautsprecher-Audiosystems sorgt für einen ordentlichen, wenngleich nicht wirklich guten Sound. Upgraden kann man das Soundsystem allerdings nicht, sondern beide Varianten haben das gleiche System. Die Bedienung erfolgt grundsätzlich durch die Mittelkonsole, das Touchdisplay und das Multifunktionslenkrad.
In der Mittelkonsole befindet sich ein Drehrad, um zwischen D (Drive, N (Neutral) und R (Reverse) zu wechseln. Mit einem Druck auf das Rad landet man im P (Parking) Mode. Direkt unter dem Drehrad befindet sich dann noch die Handbremse, die automatische Handbremse und die Parkautomatik. Die Premiumvariante verfügt außerdem weiter vorne über eine kleine Touchanzeige für die Steuerung der Klimaautomatik. Klappt man die Steuerungseinheit nach oben, dann erhält man Zugriff auf das Qi Ladepad, den USB-Anschluss und den 12V Zigarettenanzünder.
Das Multifunktionslenkrad bietet links Einstellungen für den Tempomat (auch Begrenzer), den Abstandregler und die autonome Fahrfunktion. Wenn man den “OK” Knopf gedrückt hält, dann kann man auch noch das linke der 3 Armaturendisplays anpassen. Dort werden unter anderem die aktuellen Fahrdaten angezeigt. Aber auch der Reifendruck kann dort dargestellt werden. Für das mittige Display stehen auf der rechten Seite am Lenkrad drei unterschiedliche Styles zur Auswahl, die alle die gleichen Informationen enthalten. Sehr schade finde ich, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung (Verkehrszeichenerkennung) zwar kurz, aber nicht dauerhaft angezeigt wird. Ansonsten lassen sich dort am Lenkrad auch eine Sondertaste konfigurieren und der Fahrmodus (Eco, Standard und Sport) regeln. Dann gibt es abschließend noch die klassischen Hebel für den Scheibenwischer rechts und den Blinker links. Links ist außerdem auch das Licht integriert. Alles Weitere wird dann über das große Touchdisplay gesteuert. Das mag einerseits praktisch sein, kann aber auch ganz schön nerven.
Der Aiways U5 treibt es etwas auf die Spitze und so gibt es z.B. keinen Start-Knopf. Starten oder ausschalten lässt sich das Fahrzeug nur über das große Touchdisplay. Wobei das jetzt etwas unfair ist, denn das klappt alles auch automatisch. Sobald man sich dem Auto mit dem Schlüssel nähert, öffnen sich die Türen, die Spiegel klappen aus (automatisch klappbare Seitenspiegel können auch deaktiviert werden) und man kann einsteigen. Mit einem Druck auf die Bremse startet das Auto auch umgehend. Vor dem Aussteigen drückt man P und entfernt sich vom Auto. Dann schaltet sich der Motor wiederum ab. Eigentlich alles praktisch, aber auch irgendwie etwas abgefahren. Das System ist grundsätzlich ausreichend flüssig, aber noch lange nicht so schnell, wie man das von modernen Smartphones kennt. Hin und wieder gibt es Gedenksekunden und auch einen Absturz gab es innerhalb einer Woche. Mit dem Rückwärtsgang startet z.B. automatisch die Parkkamera und bleibt auch nach dem Ausparken und losfahren einfach zu lange stehen. Die Helligkeit ist dann auch viel zu hoch. Die Helligkeit des Displays lässt sich zwar konfigurieren, aber der Parkassistent startet auch bei Nacht immer mit maximaler Helligkeit. Auf- und Zusperren des Aiways U5 funktioniert natürlich auch mit dem Schlüssel oder mit einer Touchfläche am Türgriff.
Sämtliche Assistenzsysteme des Aiways U5 lassen sich über das Display aktivieren und/oder konfigurieren. Auch das Schiebedach, die Sonnenblende oder die Fenster (nur zusätzlich, es gibt auch normale elektrische Fensterheber) lassen sich über das Display steuern. Auch die automatische Heckklappe (nur bei Premium) ist so steuerbar. Das Schiebedach schließt sich ab einer festgelegten Geschwindigkeit auf Wunsch auch automatisch. Dinge wie Radio oder Freisprechen via Bluetooth sind natürlich auch Standard. Was hingegen fehlt, ist ein Navigationssystem, was ich theoretisch begrüße. Allerdings verzichtet Aiways auf Android Auto und bietet nur Apple Carplay an. Als Alternative für Android Nutzer steht eine App namens Easyconnection (Easycon) bereit, die nach erfolgreichem Koppeln das Handydisplay spiegelt. Das klappt dann letztendlich auch mit der Navigation, aber es ist grundsätzlich kein Vergleich mit Android Auto und damit auch einer meiner größten Kritikpunkte am Aiways U5.
Grundsätzlich war ich soweit zufrieden mit dem System und an einiges kann man sich sicher gewöhnen. Ob die Steuerung das Schiebedach mit dem Touchscreen jetzt wirklich praktischer ist, als mit einem Schalter im Dachhimmel, darüber kann man definitiv streiten. Das System könnte definitiv schneller und flüssiger sein, aber es tut in den meisten Fällen seinen Dienst. Unverzeihlich ist für Android Nutzer hingegen der Verzicht auf Android Auto, immerhin Apple Nutzer spricht man direkt an. Wer hingegen sein Auto-Navi nutzt, der schaut beim Aiways U5 in die Röhre.
Fahreigenschaften und Assistenzsysteme
Starten wir zunächst mit der Sicherheit, bei der die Assistenzsysteme natürlich auch eine entscheidende Rolle spielen. Der Aiways U5 erreicht 3 Sterne im EuroNCAP-Crashtest und kann nicht ganz mit dem MG ZS EV mithalten. Den Crashtest könnt ihr hier ganz genau nachlesen. Ansonsten schafft Aiways Vertrauen mit 5 Jahren Garantie auf das gesamte Auto und ganze 8 Jahre oder 150.000 Kilometer auf den Akku. Das Inspektionsintervall zeigt, dass sich Aiways mit dem U5 seiner Sache sicher ist, so muss das Auto erst nach 100.000 km zum Service. Die Stromunterbrechung bei der Kollision, die gut umgesetzte Einparkhilfe und Seiten- und Kopfairbags sind auch Standard.
Mit Elektromotor des AIways U5 liefert 204 PS (150kw) Leistung und ist damit auch angesichts der Größe hervorragend motorisiert. Von 0 auf 100 geht es in 8 Sekunden und die 310nm schieben den SUV wie auf Schienen nach vorne. Damit hat man nicht unbedingt den Eindruck, in einem trägen Fahrzeug zu sitzen, auch wenn sich der Aiways U5 bei schnellen Kurvenfahrten stark zur Seite neigt. Die Federung liefert eine gute Mischung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Bei meinem Seat flieg ich da bei kleinen Unebenheiten natürlich deutlicher durchs Auto. Der Aiways absorbiert mit seinem Fahrwerk fast alle Straßenunebenheit problemlos. Das Gaspedal ist mit gewisser Vorsicht zu bedienen, ansonsten brettern man bei nasser Fahrbahn mit 310nm auch mal mit kurz durchdrehenden Reifen los. Wobei hier einfach nur ein etwas feinfühliger Gasfuß gefragt ist. Die Rekuperation (Energierückgewinnung) des Aiways U5 kann in 3 Stufen konfiguriert werden, wobei mir auch die höchste Stufe noch zu schwach ist. Sogenanntes “One-Pedal-Driving” (Fahren ohne Bremse) ist damit kaum möglich. Die Geräusche im Innenraum sind bis 100 km/h Elektroauto-typisch leise. Danach und insbesondere auf der Autobahn werden die Windgeräusche aber sehr deutlich hörbar. Nun aber weiter zu den Assistenzsystemen und sicherheitsrelevanten Features.
Mit modernen LED-Scheinwerfern und automatischen Fernlicht hat man schonmal eine deutlich bessere Sicht, als das beim MG ZS EV oder Seat Mii der Fall ist. Ein automatischer Regensensor, ein 3D Parkassistent mit Rundumkameras darf natürlich auch nicht fehlen. So wird das Einparken zum Kinderspiel, obwohl man in einem riesigen Auto sitzt. Nicht zufrieden bin ich mit der Sicht nach hinten, denn die ist ähnlich wie beim MG ZS EV stark eingeschränkt.
Der Spurhalteassistent (LKA) des MG ZS EV war z.B. eine Katastrophe und das macht der Aiways U5 definitiv deutlich besser. Man hat auch hier wieder die Wahl zwischen Warnung oder Lenkeingriff auf unterschiedlichen Stufen, aber keine Stufe sorgt für zu starke oder unerwartete Eingriffe. Der Totwinkelassisten befindet sich im Seitenspiegel und tut genau das, was er soll. Mittels ACC können 6 Stufen für den Abstand zum Vordermann gewählt werden. Der Abstand wird auch zuverlässig gehalten. Auch ein Stauassistent ist vorhanden und beschleunigt und bremst selbstständig bei Stop-and-Go. Für eine Rettungsgasse ist das aber denkbar ungeeignet, das betrifft allerdings alle Autos mit Stauassistent. Der Notbremsassistent hat mich einmal gewarnt, sollte im Ernstfall aber auch eine Bremsung einleiten. Ansonsten besteht auch die Möglichkeit, weitestgehend autonom zu fahren und die Lenkung wird dann vom Auto gesteuert (L2+). Man muss also noch die Hand am Lenkrad haben und das Auto muss die Seitenlinien erkannt haben. Dann fährt man allerdings stets von links nach rechts und das finde ich ziemlich nervig. Also autonomes Fahren war für mich keine Option. Mit Tempomat, Spurhalteassistent und automatischer Abstandsregelung fühlt man sich aber auf der Autobahn durchaus wohl.
Die weiteren Spielereien sind irgendwie etwas zu viel. Nerviges piepsen, sobald man minimal zu schnell fährt und eine auf den Fahrer gerichtete Kamera, die bei falschen Bewegungen eine Ermahnung erteilt. Beides habe ich nach der ersten Fahrt sofort deaktiviert.
Ladeleistung und Verbrauch
Der 63 kWh Akku sorgt laut Hersteller für eine Reichweite von 400 Kilometer (WLTP). In der Praxis war ich von diesem Wert sehr weit entfernt, das lag allerdings auch an den winterlichen Temperaturen von zeitweise 0-5 Grad. Auf der Autobahn lag mein Verbrauch (bei 8°C Außentemperatur) nach 100 Kilometern mit 120km/h exakt bei 24 kWh. Also mehr als 260km Autobahn sind nicht drin. Wenn es richtig kalt wird, dann schafft man schätzungsweise noch knapp 200km auf der Autobahn. Auch bei Kurzstrecken von 10 bis 30 km lag ich stets bei einem Verbrauch von 23 bis 25 kWh/100km. Bei 100km Stadtverkehr nähert man sich dann den 17 kWh/100km des Herstellers schon deutlich an. Ich bin 50km durch München gefahren und der Verbrauch lag bei 18,5 kW/h. Also im milden Winter sind 270-300km Reichweite realistisch, wobei ihr euch bei 10% und knapp 22km Restreichweite auf die Suche nach einer Ladestation machen solltet. Dort könnt ihr laut Hersteller den Aiways U5 in der Spitze mit 90kW schnellladen.
In der Praxis sieht das bei winterlichen Temperaturen dann aber auch etwas anders aus. Machen wir mal ein Praxisbeispiel: Ich will 350km weit zum Skifahren fahren. Das schaffe ich nur mit einem Zwischenladen von 10 auf 80% und das erfordert neben einer Schnellladesäule auch eine Pause von 50 Minuten. Ab 80% sackt die Ladeleistung auf 36 kW ab, ab 90% sind es 25 kW und ab 94% gerade noch 10. Also ratsam ist es wie immer mit 10-20% Akku am Schnelllader anzukommen und spätestens ab 80% weiterzufahren. Von 20 auf 70% vergehen ziemlich exakt 30 Minuten und man hat anschließend wieder 150km effektive Reichweite zur Verfügung. So zumindest bei den aktuell winterlichen Temperaturen. Im Sommer kann man mit einer etwas schnelleren Ladegeschwindigkeit und mit einer Reichweite von fast 400 km rechnen. Am AC-Lader bekommt man maximal 7kW und lädt somit fast 13 Stunden. Das gilt dann auch für eine Wallbox. An der Steckdose mit 2,3kW sind es dann knapp 28 Stunden. Also ums Schnellladen mit CCS kommt man eigentlich kaum herum.
Testergebnis
Der Aiways U5 zeigt sich im Test als ausgewachsener SUV mit viel Stauraum und reichlich Platzangebot im Innenraum. Komfort steht häufig im Vordergrund und vor dem Losfahren muss man nicht mal den nicht vorhandenen Startknopf betätigen oder gar den U5 aufschließen. Alles geht automatisch und eine Armada an Assistenzsystem sorgt in Kombination mit dem gut abgestimmten Fahrwerk und der starken Motorleistung für Entspannung beim Autofahren. Zumindest, wenn man die nervigen Assistenten deaktiviert. Die Reichweite und Ladegeschwindigkeit sind auch mal für die ein oder andere Langstrecke geeignet. Aber das System, was eigentlich alles vereinfachen sollte, ist manchmal dann doch etwas zu langsam und zu kompliziert. Android Nutzer müssen außerdem komplett auf Android Auto verzichten und die wirklich schlechte EasyCon App als Alternative nutzen. Ansonsten bekommt man Google Maps nicht auf das große Display. Zu guter Letzt ist der Kaufpreis zwar attraktiv, aber auch mit einem hohen Risiko verbunden. Ein Einstieg mit günstigen Leasingraten auf dem deutschen Markt würden wir daher eher begrüßen. Der Aiways U5 bringt zwar einige Features mit, die ich beim MG ZS EV schmerzlich vermisst habe, aber dennoch würde ich mich persönlich eher für den MG entscheiden. Auch mit weniger Features und Spielereien hinterließ der MG ZS EV (Zum Test) im Gesamten einen besseren Eindruck. Wenn ihr Interesse am Aiways U5 habt, dann könnt ihr bei Euronics oder direkt beim Hersteller eine Probefahrt vereinbaren.
Eine App ist übrigens angekündigt, aber war zum Testzeitpunkt leider noch nicht verfügbar. Damit könnte man theoretisch den SUV vorklimatisieren, den Ladestand abrufen oder auch direkt steuern. Features, die bei sehr vielen E-Autos zum Standard gehören.
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jaja, dein 207cc würde nach heutigen standards genauso wenig 5 sterne bekommen…
Du machst es dir auch schön einfach. Die Crashtests ändern sich alle 2 Jahre und moderne Autos sind sehr wahrscheinlich auch sicherer als dein uralter 207CC mit 5 Sternen. Auch könntest du dir mal überlegen, dass solche Crashtests standartisiert sind und mit realen Unfällen nicht wirklich viel zu tun haben. Nicht umsonst werden diese Testverfahren seit Jahren kritisiert und Hersteller können z.B. Autos so bauen, dass sie im Crashtest gut abschneiden. 3 Sterne = Schrott : “Mindestens durchschnittlicher Insassenschutz, aber nicht immer mit der neuesten Unfallvermeidungstechnologie ausgestattet”.
Übrigens danke an chinahandys für diesen Testbericht! Macht weiter so!
ihr solltet das Fahrzeug mal mit dem neuen MG Marvel R vergleichen welches Leistungs und klassentechnisch ziemlich gleichauf liegt.
Servus Chris, genauso ist das geplant. Bis Weihnachten kommt noch der Opel Mokka E Test, um mal einen hierzulande etablierten Hersteller als Vergleich zu haben. Und dann steht der Marvel R an. Und dann hoffentlich nächsten Jahr spottbillige Kleinwagen ?.
Beste Grüße
Jonas
Spottbillige Kleinwagen mit E-Antrieb, gibt es die? Selbst den Dacia Spring finde ich nicht so extrem günstig.
Ich möchte nicht klugscheissen, aber das Leergewicht wird bei PKW nach DIN 70020 inkl. Fahrer (80 kg) angegeben. 🙂 Ansonsten danke für den Test.
Servus, danke für den Hinweis. Das hat eben jemand bei YouTube kommentiert und das ist natürlich korrekt. Dennoch sind laut Fahrzeugschein die Gesamtmasse abzüglich Leergewicht die erlaubte Zuladung. Die ist mit 350kg dennoch sehr niedrig, für ein Fahrzeug in dieser Größe. Bei meinem Seat Mii sind das z.B. 295kg. Also mit 4 x 75kg + Gepäck ist man dann dennoch schnell zu schwer.
beste Grüße
Jonas
Schöner Testbericht. Trifft alles zu. Ich fahre den U5 seit Januar 2021 und bin voll zufrieden. Es ist unser zweites E Auto. Ich fahre meistens einen Tesla x aus dem Jahr 2017. Ich muss schon sagen das der U5 mithalten kann. Sicherlich ist der Tesla inzwischen 4 Jahre alt, aber er hatte auch einen Preis für den ich 4 U5 kaufen kann. Einige Sachen kann der Tesla deutlich besser aber ich bin zu 100% zu Frieden. Ich habe mehr bekommen die dem U5 als ich erwartet habe.
Wir sind im Jahr 2021 bis jetzt 14000km mit dem U5 gefahren.